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mit besonderer Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte hin, mit besonderer
Intensität und Genauigkeit gelesen werden.
Wissenschaftliche Texte weisen drei besondere Merkmale auf, die sich
direkt aus der Zielsetzung der wissenschaftlichen Kommunikation ableiten
lassen. 260 An oberster Stelle steht das Ziel, durch einen wissenschaftlichen
Text Authentizität zu vermitteln, also deutlich zu machen, dass der Autor
beziehungsweise die Autoren eines Textes zugleich auch die Urheber der
dargestellten Inhalte sind. Das Konzept der Autorschaft und dessen Signalis-
ierung (Namenskennzeichnung, Zugehörigkeit zu einer Institution und so
weiter) ist deshalb bei wissenschaftlichen Textsorten besonders ausgeprägt.
Ein zweites kommunikatives Ziel besteht darin, die Objektivität der Darstel-
lung deutlich zu machen. Dies geschieht durch den Gebrauch eines anerkan-
nten Fachvokabulars und die Vermeidung wertender oder umgangssprach-
licher Ausdrücke. Darüber hinaus kommen rhetorische Mittel zum Einsatz,
durch die die Abwägung zwischen unterschiedlichen Positionen und die Ber-
ücksichtigung anderer Aufassungen demonstriert werden. Ein drittes Ziel
ist die intertextuelle Einbettung des Textes, das heißt die Bezugnahme auf
andere, ältere Publikationen zum gleichen Thema. Die intertextuelle Einbet-
tung folgt besonders strikten Regeln, durch die mithilfe von einheitlichen
bibliograischen Angaben und Zitierweisen eine klare Abgrenzung zwischen
bereits bekanntem »Alt« und fortschrittlichem »Neu« vorzunehmen ist.
In der Wissenschaft bildet die prinzipielle Veränderlichkeit digitaler Texte
eine Herausforderung, fußt doch das wissenschaftliche Publizieren in hohem
Maße auf der genauen zeitlichen Einordnung und Unveränderlichkeit
bereits publizierter Texte. Die kontinuierliche Veränderung eines Textes, wie
sie etwa von Nachrichtenportalen im Internet praktiziert wird, wäre für ein-
en wissenschaftlichen Aufsatz undenkbar. Selbst in wissenschaftlichen
Online-Zeitschriften werden deshalb ixierte Textfassungen - meist im PDF-
Format - vorgehalten, die mit einer eindeutigen Datumsmarkierung verse-
hen sind. Mit der Bereitstellung von digitalen Texten im PDF-Format wird
dieser auch seitenorientiert gegliedert und gegen nachträgliche Veränderun-
gen gesperrt. Eine auf unterschiedliche Zielmedien optimierte Darstellungs-
weise wird bei wissenschaftlichen Aufsätzen und Monograien deshalb bis-
lang kaum praktiziert. Ein etwas anderes Bild ergibt sich bei wissenschaft-
lichen Lehrbüchern. Da diese nicht als Teil des zentralen wissenschaftlichen
Diskurses verstanden werden, sondern mit ihnen eher didaktische Ziele ver-
folgt werden, besteht auch eine größere Ofenheit bei der Anwendung ori-
ginär digitaler Publikationsverfahren. Manche Lehrbücher sind als E-Books
verfügbar und enthalten dabei speziische interaktive Elemente. Auch E-
 
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