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produziert, sondern per Tastatur ausgewählt werden, für Verschlechterun-
gen bei der Buchstabenwahrnehmung verantwortlich. 258
Langfristig wird wahrscheinlich eine Situation entstehen, die ähnlich der
ist, die wir schon heute durch die Verwendung von Navigationsgeräten beim
Autofahren erleben. Mit dem Navigationssystem gelingt es uns sehr leicht
und verlässlich, zum gewünschten Ziel zu gelangen, und wir können uns auf
das Autofahren selbst konzentrieren. Die innere Karte einer Stadt entsteht
so aber nicht, man würde ohne Navigationsgerät ja oftmals nicht einmal den
Weg zurück nach Hause inden. Das Aufinden einer Adresse in einer frem-
den Stadt ohne ein solches System erfordert den Blick in den Stadtplan, das
Einprägen von markanten Punkten, das Abschätzen von Entfernungen und
einen ständigen Abgleich mit der Umgebung. Das ist anstrengender und len-
kt vom Fahren ab, hat aber den Efekt, dass dabei nach und nach diese in-
nere Karte der fremden Stadt entsteht. Auch beim Schreiben mit Computer-
hilfe wird es uns wohl nicht mehr so leicht fallen, aus eigener Kraft ziel-
genau in der Sprache zu »navigieren«.
Kapitel 7.3
Forschen
Lesen und Schreiben spielen in der Wissenschaft eine zentrale Rolle. »Unser
Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken«, stellte Friedrich Nietzsche
fest, nachdem er erstmalig ein frühes Schreibmaschinenmodell benutzt
hatte. 259 Theorien, Methoden und Forschungsergebnisse werden in Auf-
sätzen und Büchern dargestellt, ein Wissenschaftler verbringt einen großen
Teil seiner Arbeitszeit damit, die Texte anderer Wissenschaftler zu lesen. Mit
der Digitalisierung des Lesens und Schreibens verändern sich diese Kultur-
techniken auch in der Forschung. Das wissenschaftliche Schreiben erfolgt
unter veränderten Bedingungen, was sich auch auf die Texte auswirkt. Diese
Texte werden anders gelesen, wodurch andere Eindrücke und Ideen vom Ge-
genstand entstehen. Die Art und Weise des Lesens und Schreibens in der
Wissenschaft beeinlusst also die Ausformung des Wissens selbst. Es kommt
ein weiterer Punkt hinzu: In der Wissenschaft werden Texte nicht nur ges-
chrieben und gelesen, sie sind auch selbst Gegenstand der Forschung. In
Literatur- und Sprachwissenschaft, aber auch in Geschichte, Theologie und
den verschiedenen Philologien sind Texte, oft historische Texte, Gegenstand
wissenschaftlicher Untersuchung. Und das heißt nichts anderes, als dass sie
 
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