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Abb. 1.51 An Wang
Die Firma stellte in den 70er-Jahren frühe Textverarbei-
tungscomputer her. Der bekannteste wurde üblicherweise ein-
fach „Wang“ genannt und bestand aus einer abgewandelten
Schreibmaschine. Darin war ein kleiner Computer unterge-
bracht, welcher Texte speichern und anzeigen konnte.
Die Texte konnten bearbeitet und ausgedruckt werden (die
Schreibmaschine tippte dann von alleine). Dazumal waren
Heimcomputer noch unbekannt. Obwohl enorm teuer, waren
die Wangs sehr nützlich. Der Buchautor Stephen King be-
nutzte eine Wang beim Schreiben seiner Bücher.
Der von Wang entwickelte Kernspeicher-Prototyp wurde
von Jay Wright Forrester weiterentwickelt. Forrester wurde
am 14. Juli 1918 in Climax, Nebraska, als Sohn eines Lehrer-
ehepaars geboren, das als Viehzüchter auf einer einsamen Farm
lebte. Schon mit 9 Jahren führte er viele Reparaturen an tech-
nischen Geräten auf der Farm alleine aus. Nach einem Bache-
lorabschluss in Elektrotechnik an der University of Nebraska
erwarb er seinen Master am Massachusetts Institute of Tech-
nology (MIT), wo er sein weiteres Leben verbringen sollte.
Jay Forresters entwickelte das coincident-current system
(„System der zusammenfallenden Ströme“), welches die
Steuerung einer großen Anzahl von Magnetkernen mit ei-
ner kleinen Anzahl von Drähten ermöglichte. Das entspre-
chende Patent meldete er am 11. Mai 1951 an und erhielt es
als US-Patent Nr. 2736880 am 28. Februar 1956. Forrester
schuf auch die erste Animation in der Geschichte der Com-
putergraik, einen „springenden Ball“ auf einem Oszilloskop.
Forresters Student Ken Olsen gründete in den 1950er-Jahren
die Digital Equipment Corporation.
Kernspeicher wurden manuell hergestellt; die Arbeit wurde
unter dem Mikroskop durchgeführt und erforderte feines Fin-
gerspitzengefühl. In den späten Fünfzigern wurden in Asien Fa-
briken gebaut, in denen Niedriglohnarbeiter die Kernspeicher
herstellten. Die Preise wurden so weit gesenkt, dass sowohl der
günstige, aber in der Leistung niedrigere Trommelspeicher als
auch die teuren Hochleistungs-Systeme mit Elektronenröhren
in den frühen Sechzigern abgelöst werden konnten.
Ein Kernspeicher besteht im Wesentlichen aus einer großen
Anzahl von magnetisierbaren, hartmagnetischen Ferrit-Ker-
nen, welche zu Ringen geformt sind und daher als Ringkern
bezeichnet werden. Die Ringe besaßen einen Durchmesser
zwischen 0,5 und einem Millimeter ( Abb. 1.52 ) . Die Infor-
Abb. 1.50 Drei 128 kByte-Magnetblasenspeicher von Intel auf einer
Platine
über 8 KByte redundante Speicherzellen als Ersatz. Die Ver-
waltung dieser zusätzlichen Zellen erfolgte im Schaltkreis.
Man konnte also nicht von außen hierauf zugreifen.
Anfang der 1980er-Jahre jedoch erwiesen sich Magnet-
blasenspeicher mit der Einführung der Festplatten mit ihrer
höherer Informationsdichte und kürzerer Zugriffszeit als
Sackgasse.
Kernspeicher
Kernspeicher, auch Magnetkernspeicher oder Ferritkernspei-
cher (engl.: magnetic core memory oder ferrite-core memory )
genannt, wurden etwa von Mitte des 20. Jahrhunderts bis
Ende der 1970er-Jahre in den damals üblichen Rechenma-
schinen eingesetzt.
Die Entwicklung des Kernspeichers wurde durch die
Arbeiten von An Wang ( Abb. 1.51 ) begründet. Wang
wurde am 7. Februar 1920 in Shanghai, China, geboren
und emigrierte 1945 mit seiner Familie in die USA. Wang
starb am 24. März 1990 an Krebs. Ab 1948 arbeitete er mit
Howard Aiken an der Harvard University. Dort entwickelte
er den write-after-read-Cycle (Schreiben-nach-Lesen-
Zyklus), der das Problem löste, dass das Auslesen einer
Information dieselbe auch zerstörte: Die magnetische
Polarität der Ringkerne konnte nur bestimmt werden, indem
diese ummagnetisiert wurden. Wang erwarb das Patent
selbst unter der Bezeichnung pulse transfer controlling
device .
Das Patent Wangs war noch bis 1955, als die Technologie
bereits benutzt wurde, nicht genehmigt. Mehrere Gerichts-
verfahren veranlassten IBM, Wang das Patent für mehrere
Millionen Dollar abzukaufen.
Im Jahre 1951 gründete Wang die Firma Wang Laborato-
ries . Die Wang Laboratories befanden sich in Lowell, Mas-
sachusetts und beschäftigten in ihrer Blütezeit über 30.000
Angestellte.
 
 
 
 
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