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Die Entwicklung beruht hierbei auf folgender Überlegung:
Im einfachsten Modell ist eine Nervenzelle ein elektri-
scher Kondensator mit einem parallel geschalteten Wider-
stand. Die Ruhespannung wird durch eine Batterie deiniert,
die erregenden und hemmenden Synapsen sind hinein- und
hinausließende Ströme, und die Feuerschwelle wird durch
eine moderne elektronische Schaltung, einen sogenannten
Komparator, realisiert. Die Verwendung von Kondensatoren
anstelle von Transistoren ermöglicht einen extrem einfachen
Schaltungsaufbau.
aufgezeichnet wurden. Die komplexe realistische Simulation
des Mäusegehirns soll auf einem IBM-Supercomputer mit
achttausend IBM-Prozessoren ablaufen.
Abb. 3.42 Der „Heidelberger Netzwerkchip“: 5 × 5 mm klein, mit
384 künstlichen Nervenzellen und 100.000 Synapsen
Sowohl die Nervenzellen als auch die Synapsen werden als
analoge Schaltungen realisiert. Es handelt sich also in gewis-
ser Weise um eine Rückkehr zur alten Idee des Analogrech-
ners. Wegen der identischen Funktionsweise des biologischen
Vorbildes ist dies eine interessante Idee. Die Kommunikation
über Aktionspotenziale erfolgt mit konventioneller Digital-
elektronik. Der Vorteil dieses Ansatzes liegt auf der Hand:
Durch den Einsatz perfekt entwickelter Schalttechnik zum
Übertragen digitaler Daten mit höchsten Geschwindigkei-
ten lassen sich in der Größe fast beliebig skalierbare Netze
aufbauen, die in biologisch relevante Größenordnungen vor-
stoßen. In einer ersten Entwicklungsstufe werden dazu viele
individuelle, fünf mal fünf Millimeter große Netzwerkchips
zu einem „Neurocomputer“ kombiniert, der mit etwa einhun-
derttausend künstlichen Nervenzellen und 25 Millionen Syn-
apsen einem Volumen des menschlichen Kortex von ungefähr
einem Kubikmillimeter entspricht ( Abb. 3.42 ) .
Im Jahre 2005 wurde mit Unterstützung von IBM an der
Ecole Polytechnique Federale in Lausanne unter Leitung von
Henry Markram das „Blue Brain“-Projekt gestartet. Es ist für
einen Zeitraum von zehn Jahren ausgelegt. In diesem Projekt
soll versucht werden, Teile eines Mäusegehirns in allen Ein-
zelheiten zu simulieren. Es werden riesige Datenbanken mit
biologischen Informationen verwendet, die von Neurologen
 
 
 
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