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wirklich verstanden hatte. Es benutzte einfach verschie-
dene Tricks, wie z. B. einen Speicher amüsanter Antworten
und verwendete Schlüsselwörter in den Fragen, um eine
gute Antwort auszuwählen. Es ist somit nichts anderes,
als eine Weiterentwicklung von ELIZA, basierend auf den
gleichen Methoden, die dem Programm keine Intelligenz
verschafft.
Im folgenden Fragment, welches aus dem Dialog mit ei-
nem anderen Preisrichter entnommen wurde, macht das Pro-
gramm kaum mehr, als zu wiederholen, was der Preisrichter
gerade gesagt hat (inklusive Rechtschreibfehler) und klingt
dennoch recht natürlich.
enorme Leistungsfähigkeit der biologischen Informations-
verarbeitung beruht auf zwei Faktoren:
1. Das parallele Zusammenwirken extrem vieler Nervenzel-
len in einem Nervensystem.
2. Die Fähigkeit der kontinuierlichen Adaption, d. h. der Fä-
higkeit, die Architektur der Verbindungen zwischen den
Nervenzellen und die Eigenschaften dieser Verbindungen
aufgrund von Erfahrungen zu verändern (Lernen).
Die Tab. 3.1 zeigt einige charakteristische Dimensionen
für das Nervensystem des Menschen. Hierbei ist zu beach-
ten, dass die Zahlen, insbesondere hinsichtlich der Anzahl
der Nervenzellen, auf Schätzungen beruhen. So gab vor
einigen Jahren die Mehrzahl der Autoren deren Anzahl
im menschlichen Körper noch mit ca. 10 10 an, während es
heute Schätzungen mit über 10 13 gibt. Die anderen Zahlen
sind gesicherter, da sie zum Teil auf konkreten Messungen
beruhen.
PREISRICHTER05:
Hey, geielen dir die witzigen Nacktfotos an den Zi mmm er-
wänden?
PROGRAMM:
Vielleicht geielen mir die witzigen Nacktfotos an den
Zi mmm erwänden. Du wirst es nie erfahren. Hehehe!
Tab. 3.1 Einige charakteristische Daten für Nervenzellen
Anzahl der Nervenzellen:
ca. 10 11 −10 12 (≈ einer Billion)
Schaltzeit einer Nervenzelle:
ca. 10 −3 /sec
Neben der Problematik, Künstliche Intelligenz schaffen zu
wollen, ohne verstanden zu haben, was eigentlich Intelligenz
ist, hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass es
auch ein Irrweg war, künstliche Intelligenz mit klassischen
Informatik-Methoden zu erschaffen, und nicht mit denjeni-
gen Methoden, die der natürlichen Informationsverarbeitung
zugrunde liegen.
Schaltvorgänge /sec (Nerven-
zelle):
ca. 10 3
Länge einer Nervenzelle:
bis 1 m
Schaltvorgänge insgesamt
(theoretisch):
ca. 10 14 /sec (≈ einer Billiarde)
Schaltvorgänge insgesamt
(tatsächlich):
ca. 10 12 −10 13 /sec
3.2
Die natürliche
Informationsverarbeitung
Jede Nervenzelle hat Kontakt mit vielen anderen. Man
vermutet, dass im Durchschnitt jede Nervenzelle mit 10.000
anderen Nervenzellen in Kontakt steht. Diese Kontaktauf-
nahme bedeutet, dass 10.000 Nervenzellen von einer Ner-
venzelle beeinlusst werden (Prinzip der Divergenz) und dass
jede Nervenzelle von 10.000 Nervenzellen beeinlusst wird
(Prinzip der Konvergenz).
Das Nervensystem kann nach mehreren Kriterien klassii-
ziert werden. So kann man es in das periphere und das zent-
rale System unterteilen. Das periphere Nervensystem hat die
Aufgabe, Signale von den Rezeptorzellen (z. B. Druck- und
Schmerzempindung, Gehör, Sehen) zum zentralen Nerven-
system zu senden. Inwieweit im peripheren Nervensystem
bereits eine Vorverarbeitung der Signale erfolgt, ist noch un-
klar. Eine andere mögliche Unterteilung kann hinsichtlich der
funktionellen Aufgaben erfolgen. Hierbei wird zwischen dem
animalen und dem vegetativen Nervensystem unterschieden.
Das animale Nervensystem dient zur Kommunikation mit der
Außenwelt, das vegetative Nervensystem zur Steuerung des
Organismus (z. B. Regulation der Herzfrequenz). Das vegeta-
tive Nervensystem ist vorwiegend für die Signalverarbeitung
zuständig. Neben dem Gehirn wird auch das Rückenmark als
Teil des zentralen Nervensystems aufgefasst, obwohl letzteres
Unsere heutigen Rechner, basierend auf der Von-Neumann-
Architektur, bestehen aus einem oder einer relativ geringen
Anzahl von Prozessoren und verwenden intern binäre Logik.
Die biologische Informationsverarbeitung beruht auf gänzlich
anderen Architekturen und Prinzipien. Grundbausteine der
biologischen Informationsverarbeitung sind die Nervenzel-
len (Neuronen). Auch wenn sich die einzelnen Lebewesen
hinsichtlich von Komplexität, Teilaspekten und Neuronen-
formen ihres Nervensystems unterscheiden, scheint jedoch
allen ein gewisses Grundmuster zugrunde zu liegen. Die
im Einzelnen ablaufenden Prozesse sind sehr vielschichtig
und zum größten Teil noch unerforscht. Sie sind wegen ihrer
enormen Bedeutung sowohl für die Medizin und die Natur-
wissenschaften als auch für die Informationstechnologie und
Informatik z. Zt. weltweit Gegenstand intensivster wissen-
schaftlicher Forschung.
Obwohl die biochemischen Abläufe, die innerhalb und au-
ßerhalb einer Nervenzelle (Neuron) ablaufen, äußerst kom-
plex sind, ist die Leistungsfähigkeit eines einzelnen Neurons
aus Sicht der Informationsverarbeitung äußerst gering. Die
 
 
 
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