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4
Astronomie und Navigation
4.1
Steinerne Monumentalspeicher
ihrem astronomischen Wissen, die wesentlich den Alltag
bestimmten.
Um diese Kenntnisse zu gewinnen, waren Beobachtun-
gen und Messungen über lange Zeiträume notwendig. Die
Ergebnisse der Beobachtungen und Messungen mussten ge-
speichert werden, um den Phänomenen am Himmel auf den
Grund zu kommen. Man maß Bewegungen der Gestirne und
erkannte, dass die Zyklen der Natur bestimmten Gesetzen ge-
horchten (z. B. Wachstum im Frühling und Verfall im Herbst)
und immer wiederkehrten. Diese Beobachtungen wurden in
direkten Zusammenhang mit dem Stand der Sonne gebracht.
Schon zur Zeit der Nomaden bemerkte man, dass die Pla-
neten sich um die Sonne drehten, unregelmäßige Bewegun-
gen machten, langsamer wurden oder sich sogar rückwärts
bewegten. Waren die Daten über einen längeren Zeitraum
erfasst und ausgewertet, war man in der Lage, Instrumente
zu bauen, mit denen man gewisse Ereignisse vorausberech-
nen konnte. Zur Konstruktion der Beobachtungsgeräte, der
Einrichtungen zur Speicherung von Daten sowie der Einrich-
tungen zur Vorausberechnung des Eintritts von speziellen Er-
eignissen verwendete man diejenigen Materialien, die den
Menschen der Frühzeit zur Verfügung standen: Holz, Stein
und später Metall. Von den Einrichtungen aus Holz sind prak-
tisch keine erhalten geblieben. Was bis heute erhalten blieb,
sind die, teils monumentalen, Steinkonstruktionen. Obwohl
die Wissenschaft bisher nur wenige Informationen sicher
entschlüsseln konnte, ist davon auszugehen, dass in diesen
Bauten eine enorme Anzahl von astronomischen Informatio-
nen gespeichert war.
Am Tag der Tag- und Nachtgleiche (21. März und 21. Sep-
tember) geht die Sonne genau im Osten auf und im Westen
unter. Nach dem 21. März wandert die Position des Sonnen-
aufgangs und -untergangs langsam nach Norden, wodurch
die Tage länger und die Nächte kürzer werden. Am 21. Juni,
dem Tag der Sommersonnenwende, hat sie ihre nördlichste
Position erreicht. Danach beginnt die Position des Sonnen-
aufgangs und -untergangs wieder nach Süden zu wandern
( Abb. 4.1 ) .
4.1.1
Die Bedeutung und Entstehung
astronomischer Datenspeicher
Schon in der Frühzeit sahen sich die Menschen mit vielen
Phänomenen der Natur konfrontiert: die Wechsel von Tag
und Nacht, die Bewegungen und Phasen des Mondes, die
Bewegungen der Sonne und der Gestirne sowie die jah-
reszeitlich bedingten Klimaschwankungen. Sie erkannten
bald, dass zwischen diesen Phänomenen direkte Zusam-
menhänge bestehen. Zudem waren Kenntnisse über diese
Phänomene für das tägliche Leben von elementarer Be-
deutung. Die Jägerkulturen mussten die klimabedingten
Tierwanderungen voraussagen und nach der Verfolgung
eines Tiers in der Nacht wieder zum Basislager zurück-
inden können. Für die ersten Bauern wurde die genaue
Bestimmung der Jahreszeiten für Bodenvorbereitung,
Aussaat, Bearbeitung und Ernte überlebensnotwendig,
und zwar unabhängig von den kurzfristigen witterungsbe-
dingten Launen des Wetters. Die Kenntnisse der Zeiten der
Vollmondnächte waren wichtig für die Jagd auf nachtaktive
Tiere und die Planung von Nachtmärschen. Daher war der
Kalender als Begleiterscheinung des beginnenden Acker-
baus bei allen Völkern anzutreffen, wenn auch in unter-
schiedlicher Vollendung. Mit der Verstärkung des Handels
und der damit verbundenen Entstehung von Handelsrouten
waren darüber hinaus gute Kenntnisse in der Ortsbestim-
mung und der Navigation, sowohl zu Lande als auch zu
Wasser, notwendig.
Diejenigen, die über das entsprechende astronomische
Wissen verfügten, sagten wichtige Termine voraus, wie
z. B. die Wintersonnenwende, die das Erstarken der wär-
mespendenden Sonne einleitete und entsprechend feierlich
begangen wurde. Sie konnten auch „schreckliche“ Ereig-
nisse wie Sonnen- und Mondinsternisse vorhersagen und
damit die Menschen beeinlussen. War früher der Größte
und Stärkste der Anführer, waren es nun die Priester mit
 
 
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