Environmental Engineering Reference
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Die Regulierungsintensität der Energiemärkte ist extrem differenziert ausgeprägt: Eine Skala
von 0 bis 100 würde voll ausgeschöpft. Die Korrelation mit dem globalen Korruptionsindex
von Transparency International ist augenfällig. Das Spektrum der politischen Einflussnahme
reicht von „Atoms for Peace“ über den „Kohlepfennig“ bis zu den Oligarchen von Gazprom,
von forschungspolitischen Programmen bis zum EEG. Die regulatorische Ausgestaltung des
EU-Binnenmarktes gilt als einer der wichtigsten und komplexesten politischen Prozesse der
Gegenwart.
Dieser ist allerdings weit übertroffen von den langwierigen Verhandlungen über ein internatio-
nales Klimaschutzabkommen: das 2%-Ziel von Kopenhagen hat eben - noch - keine bindende
völkerrechtliche Wirkung. Das Vorhaben, sich über ein Ziel bis 2015 zu verständigen, musste
im Anschluss an die Konferenz von Durban als Erfolg gewertet werden, um nicht weitere Hoff-
nungslosigkeit verkünden zu müssen (siehe [6] , S. 348 ff. zur Entwicklung und zum Überblick
über vereinbarte Instrumente).
Eine globale Problemstellung - die sichere, umwelt- und sozialverträgliche Energiebedarfsde-
ckung - bleibt ohne völkerrechtlichen Rahmen. Die Analogie zur Situation der Finanzmärk-
te drängt sich auf. Nicht nur durch den Hinweis, „wenn das Klima eine Bank wäre, wäre es
schon gerettet“, der auf demPost-Lehmann-Brothers-Höhepunkt der Krise gelegentlich zu hö-
ren war. Auf beiden Feldern sind verbindliche Abkommen und regulatorische Standards drin-
gend erforderlich und gleichermaßen in zu weiter Ferne. Auf beiden Feldern wächst das Ge-
fährdungspotenzial für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft stetig. Für beide Bereiche gilt, dass
nur durchsetzbare international verbindliche Regeln dauerhafte Wirkung entfalten können.
Klimaschutz und Finanzmarktregulierung stellen die internationale Völkergemeinschaft nicht
nur vor neue Dimensionen der Kooperation, sondern sind für die globale Ökologie (zur Be-
grifflichkeit siehe [17] ) wie Ökonomie überlebensnotwendig.
Der Wandel auf den Energiemärkten findet derzeit auf verschiedenen Ebenen statt:
Auf der Ebene der Akteure treten neue Spieler auf das Feld bzw. wandeln sich traditionel-
le Anbieter. Zum einen werden alte Monopole aufgebrochen zur Schaffung echter Märkte
durch die Trennung von Netzbetrieb und Erzeugung, wie in der EU, zum anderen nimmt
die Zahl und das Gewicht unabhängiger Investoren in die Energieerzeugung stetig zu.
Des Weiteren entwickeln sich neue Dienstleistungen wie der Handel mit Strom über die
Börse oder das Angebot von Speicherkapazitäten unterschiedlichster Art (Pump- und
Druckluftspeicher, Elektromobilität, „Power to Gas“, hervorzuheben ist die besondere Rolle
Norwegens mit den Unternehmen Statoil und Statkraft und deren Strategie der Rolle einer
„Battery of Europe“).
Á
Auf der Ebene der Rohstoffbeschaffung konventioneller Energieträger gewinnt der Offshore-
Bereich fortlaufend an Bedeutung bzw. werden sogenannte unkonventionelle Quellen wie
Shale-Gas erschlossen und in neuartigen Verfahren unter umweltpolitisch fragwürdigen
Bedingungen gewonnen.
Á
1. Exkurs: Die Neugestaltung der Meeresnutzung
Große Chancen, aber auch Risiken sind mit der Nutzung des Offshore-Bereichs verbunden.
Aktuell wurden die Gefährdungen durch Ölleckagen, wie sie zuletzt imGolf vonMexiko und
vor der Küste Brasiliens sichtbar wurden, diskutiert. In noch bedrohlicherem Ausmaß gilt
dies auch für alle Entwicklungen im arktischen bzw. antarktischen Bereich, die noch durch
 
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