Environmental Engineering Reference
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Die stoffliche Basis von „reinen“ Biokunststoffen (wie Polymilchsäure und Polyhydroxyalka-
noaten) ist vollständig oder nahezu vollständig biogen, d. h. erneuerbar und damit nachhaltig.
In der Summe ergibt sich bei einer Betrachtung „from cradle to gate“ demnach bei der Betrach-
tung des Herstellungswegs von der Rohstoffbasis bis zum Kunststoff-Halbzeug (Granulat, etc.)
bei der Herstellung von Biokunststoffen nur ein Gewinn für die Umwelt, wenn der Vorteil auf
der stofflichen Seite nicht durch einen Nachteil auf der energetischen Seite überkompensiert
wird. Hierzu liegen noch wenige Daten vor, bekannte Daten zeigen punktuell, dass dies nicht
so ist und der Biokunststoff damit im Sinne des in Bild 40 angestellten Vergleichs in der Sum-
me vorteilhaft ist. Siehe dazu neben Tabelle 5 vor allem die Environmental Product Declara-
tion in Kap. 4.4 Stärke und Stärkeblends.
Eine vollständige Betrachtung muss die Nutzungsphase und das Verhalten bzw. die Nutzung
am Ende des stofflichen Lebens ebenfalls betrachten, wie das bei einer Ökobilanz (Life Cycle
Assessment, LCA) der Fall ist. Eine nachgelagerte energetische Nutzung des Biokunststoffs
würde nur so viel CO 2 freisetzen, wie zuvor in der Pflanze durch Photosynthese gebunden
worden ist und damit nicht zur Erhöhung des CO 2 -Gehalts der Atmosphäre beitragen. Bei die-
ser Betrachtung sind allerdings noch die Herstellung des Biokunststoffs (s. o.), alle Transport-
wege und die - in manchen Fällen dominierende - Nutzungsphase unberücksichtigt.
2.5 Biologisch abbaubare petrochemische Kunststoffe
Es sind einige biologisch abbaubare Kunststoffe im Markt verfügbar, die auf petrochemischen
Rohstoffen basieren und deren Aufbau hier vorgestellt werden soll. Weitere Aspekte zu Kom-
postierbarkeit und Ökologie dieser Materialien werden im Kap. 2.6 diskutiert.
Eines der verfügbaren Materialien ist ein statistischer Copolyester aus Butandiol als alkoholi-
scher Komponente sowie Adipinsäure und Terephthalsäure als Säurekomponenten [66] (siehe
Bild 41), d. h. ein aliphatisch-aromatischer Copolyester. Für dieses Material liegen die Kom-
postierbarkeitszertifikate nach DIN Certco, Japan BioPlastics Association und US Composting
Council vor (siehe Bild 47 in Kap. 2.6). Das Material kann mit verschiedenen biogenen Mate-
rialien bzw. Biokunststoffen gemischt und so zu sogenannten „Blends“ verarbeitet werden.
Blends mit Polyhydroxyalkanoaten (PHA), Lignin, Stärke, Cellulose und Polymilchsäure
(PLA) sind möglich. Insbesondere werden die Blends mit PLA und auch Stärke hervorgeho-
ben; bei PLA ist hier von Vorteil, dass die in reiner Form sehr steife und spröde Polymilchsäu-
re durch die Mischung mit 55 % des petrochemischen Polyesters bessere Verarbeitungs- und
Anwendungseigenschaften erhält [67].
 
 
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