Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Tabelle 118 Werkstoffprofil Tannine.
Stärken
Schwächen
natürlicher Ledergerbstoff
Mengen nicht für Lederweltmarkt ausreichend,
starker Ausbau von Plantagen notwendig
antioxidative physiologische Wirkung
Zusatzstoff für Weine mit hoher Wertschöpfung
15.3 Japanlack / Urushi
Unter Japanlack oder Urushi (japanisch: Lack) versteht man den getrockneten und vernetzten
Saft geeigneter Lackbäume, die im ostasiatischen Raum vorkommen. Der Lack wird in der
Kunst Ostasiens zur Lackierung insbesondere von Holzgegenständen verwendet [28]. In Japan
wird die Technik, Objekte des täglichen Gebrauchs sowie solche für zeremonielle oder rituelle
Gebräuche mit Urushi zu lackieren seit ca. 3000 Jahren angewendet [29]. Andere Quellen
geben an, dass die Technik seit 5.000-6.000 Jahren in China benutzt wird und erst im 6. Jahr-
hundert unserer Zeitrechnung nach Japan gelangte (zitiert in [30]).
Herstellung / Vorkommen
Rohstoff für den Lack ist der Saft geeigneter Lackbäume wie Rhus vernicifera aus der Familie
der Anacardiaceae (Sumachgewächse), der in Form einer Wasser-in-Öl-Emulsion vorliegt. Zur
Gewinnung des Safts werden ähnlich wie bei der Gewinnung von Kautschuk (siehe Kap. 6.1.1)
Einschnitte in die Rinde vorgenommen und der austretende Saft gesammelt. Pro Baum und Tag
erhält man so ca. 20 ml Saft; ein Zapfer kann pro Tag aus 150 Bäumen 3 l Lacksaft gewinnen
[29]. In der gesamten Erntezeit erhält man so ca. 250 g Saft pro Baum. Die Gewinnung erfolgt
zwischen Juni und November in drei Ernteperioden wobei sich die Eigenschaften je nach Mo-
nat ändern. Saft aus den Monaten Juli und August ist eher für obere Lackschichten geeignet,
Saft aus dem Monat September eignet sich gut für die Grundierung [28]. Der Rohlack wird
gereinigt und der Wassergehalt durch Wärmeeinwirkung (traditionell durch Sonneneinstrah-
lung) bei Temperaturen von 20 bis 45°C auf ca. 3 % reduziert. Bei diesem Vorgang darf das im
Lack enthaltene Enzym Laccase [1] nicht geschädigt werden, da sonst die Härtungseigenschaf-
ten beeinträchtigt werden. Der Endpunkt wird durch die Erfahrung des Verarbeiters bestimmt.
Anschließend wird der Rohlack homogenisiert und ggf. eingefärbt [28], [29].
Struktur / Eigenschaften
Der Saft von Rhus vernicifera besteht zu 65-70 % aus Urushiol, 20-25 % Wasser, 5-8 % Poly-
sacchariden und zu 0,1 % aus Laccase [28], [30]. Das Urushiol ist eine Mischung verschiede-
ner alkylierter Brenzcatechine (siehe Bild 311). Brenzcatechin (1,2-Dihydroxybenzol) ist ein
zentraler Metabolit in vielen Stoffwechselwegen [31]. Die Alkylseitenketten im Urushiol be-
stehen aus 15 bzw. 17 Kohlenstoffatomen, sind unverzweigt und besitzen teilweise bis zu drei
Doppelbindungen [30].
 
 
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