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Tannine werden außerdem in weit aufgearbeiteter Form als Aromastoff für Weine verwendet
[22], [23]. Da vermehrt Nachfrage nach Substanzen besteht, die antioxidativ bzw. als Radikal-
fänger fungieren, werden auch Tannine zunehmend im Hinblick auf ihre Eignung als Nah-
rungsergänzungsmittel bzw. Lebensmittelzusatzstoff untersucht.
Schließlich kommen Tannine durch ihre antioxidative Wirkung aufgrund einer Komplexbil-
dungsreaktion auch in Korrosionsschutzmitteln bzw. Rostumwandlern zum Einsatz [1], [24],
[25] sowie wegen ihrer antiseptischen und hämostatischen Wirkung in entsprechenden medizi-
nischen Anwendungen [19].
Ökonomische Aspekte
Der Marktanteil der vegetabilen Gerbung von Leder ist schwer exakt zu bestimmen und liegt
in erster Näherung bei ca. 10 % [26]. Dieser wäre auch nicht beliebig steigerbar, da die benö-
tigte Menge an Gerbstoffen nicht ohne einen starken Ausbau geeigneter Plantagen herstellbar
wäre [15].
Der Einsatz von Tanninen als Bindemittel für Holzfaserplatten oder Dämmwolle ist bislang
lediglich eine Nischenanwendung bzw. noch im Entwicklungsstadium. Durch eine vermehrte
Nachfrage nach ökologischen Baumaterialien und dem Preisanstieg bei petrochemischen Bin-
demitteln könnte es zu einer Vergrößerung des Marktes kommen.
Tannine, die als Additiv Weinen zugesetzt werden, sind aufgrund der Wertschöpfung des End-
produktes in einer anderen Preiskategorie und liegen zwischen 35 €/kg und 200 €/kg [23].
Ökologische Aspekte
Wie oben dargestellt, ist der Hauptanwendungsbereich für Tannine die Gerbung von Leder,
wobei die Tannine zumindest grundsätzlich eine Alternative zur Chromgerbung sind. Zur Mög-
lichkeit, die Chromgerbung quantitativ durch Tanningerbung zu ersetzen, siehe auch Kap. 3.1.1
Leder. Letztere ist in der Diskussion im Hinblick auf die Entstehung der problematischen
Chrom(VI)-Verbindungen aus den zur Gerbung verwendeten basischen Chrom(III)-Salzen.
Problematisch ist auch, dass die Lederindustrie zusammen mit z. B. Papierindustrie, Zucker-,
Wein-, Bierherstellung und Textilindustrie zu den Industriezweigen mit einem besonders hohen
Wasserverbrauch und im Falle der Lederindustrie auch hoher Abwasserbelastung zählt [27].
Für die Herstellung einer gegerbten Haut sind je nach Größe des Betriebs und Gerbverfahren
zwischen einem und drei m³ Wasser erforderlich. Die Anwendung von Tanninen in der vegeta-
bilen Gerbung kann als vorteilhaft angesehen werden, da die gerbaktiven Substanzen in toxiko-
logischer Hinsicht wesentlich unkritischer sind. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass in der
Gesamtabwasserbelastung keine eindeutige Überlegenheit eines der drei Verfahren Chromger-
bung, Aldehydgerbung und vegetabile Gerbung besteht [15].
Bei der Tannin-Gewinnung muss zwar einerseits im Gegensatz zur Gewinnung von z. B. Kaut-
schuk der Baum mit der Rinde „geerntet“ werden, andererseits ergibt sich bei ohnehin erfol-
genden Holzeinschlag die Möglichkeit, das Nebenprodukt Rinde bzw. Extrakte daraus einer
weiteren stofflichen Verwertung zuzuführen. Die vegetabilen Gerbstoffe werden entweder in
Kulturen (z. B. bei Mimose) oder im Rahmen gesetzlicher Quoten (z. B. bei Quebracho) er-
zeugt [15].
 
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