Environmental Engineering Reference
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Das Eigenschaftsprofil des Korks prädestiniert das Material für die bekannten Anwendungen.
Die elastischen Eigenschaften sind sehr ausgeprägt, nach einer elastischen Kompression erfolgt
sofort Rückkehr auf 85 % des Ausgangsvolumens und nach 24 h auf 95 % des Ausgangsvolu-
mens. Für die Hauptanwendung als Flaschenverschluss ist diese Eigenschaft von erheblicher
Bedeutung. Weiterhin ist Kork außerordentlich leicht (Dichte 0,12-0,25 g/cm³), flexibel, un-
durchlässig für Gase und Flüssigkeiten, elektrisch und thermisch isolierend, schallisolierend
und vibrationsdämpfend. Darüber hinaus ist Kork temperaturbeständig bis ca. 100°C und resis-
tent gegen eine Vielzahl von Medien wie Wasser, Salzwasser, Salzlösungen, Öle und verdünn-
te Säuren. Lediglich durch konzentrierte Mineralsäuren, Halogene und Wasserstoffperoxid
wird Kork angegriffen. Bemerkenswert ist auch, dass Kork eine Poisson-Zahl [37] von ≈ 0
besitzt, d. h. bei einer Kompression, die parallel zur Hauptachse erfolgt, wird keine laterale
Expansion beobachtet, da sich die Zellen zusammenfalten. Diese Eigenschaft ist ungewöhn-
lich, aber sehr vorteilhaft in der Anwendung als Dichtung, da sich der Durchmesser der Kork-
dichtung unter Druck kaum ändert [35].
Kork verrottet durch den Gehalt an Tanninen nur sehr langsam und kann als selbstverlöschend
bezeichnet werden, da sich im Brandfall eine carbonisierte Schicht an der Oberfläche bildet.
Durch offene Zellen an der Oberfläche (siehe Bild 205) haftet Kork in Form eines Saugnapf-
Effekts auch auf nassen glatten Oberflächen (Flaschenhals) sehr gut.
Die Entstehung der sogenannten „Korkschmecker“ wird auf verschiedene Weise erklärt. In
jedem Fall ist die verantwortliche Substanz das 2,4,6-Trichloranisol, eine intensiv muffig rie-
chende und schmeckende Substanz, deren sensorische Grenze äußerst niedrig ist und zwischen
3 und 8 ng/l liegt [38] - d. h. 3-8 ppt (parts per trillion, ein Teil auf eine Billion Teile). Eine
Erklärung führt die Entstehung auf das Bleichen von Kork mit Chlor zurück [39], eine andere
macht chlorphenolhaltige Fungizide und Herbizide, die in der Vergangenheit in Korkeichen-
wäldern eingesetzt wurden, dafür verantwortlich. Inzwischen existiert ein EU-weites Verbot
von Pflanzenschutzmitteln in Korkeichenwäldern.
Anwendungen
Die Verwendung von Kork ist bekannt seit ca. 3000 vor unserer Zeitrechnung. In China wurde
Kork als Schwimmer für Netze in der Fischerei eingesetzt. In Ägypten und Pompei (ab 700 vor
Beginn unserer Zeitrechnung) war Kork als Flaschenverschluss bekannt, was anhand von
Grabbeigaben festgestellt werden konnte. Auch Schuhsohlen sind als historische Anwendung
bekannt. Im Hinblick auf die heute immer noch größte Anwendung war es der entscheidende
Schritt als der französische Benediktinermönch Dom Perignon (1639-1715) Korken in der
Champagnerherstellung statt der vorher verwendeten Holzstopfen (eingewickelt und mit Oli-
venöl getränkt) nutzte. Zufällig entdeckte Ende des 19. Jahrhunderts ein Hersteller von
Schwimmwesten die Möglichkeit, Presskorken herzustellen. Somit konnten auch Produktions-
abfälle und bisher als wertlos betrachtete Korkstücke genutzt werden [35].
 
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