Environmental Engineering Reference
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Die Preise für fetthaltige Wolle sind sehr stark vom Land der Herstellung abhängig und lagen
seit 1990 im Haupterzeugerland China zwischen 1.000 und 1.200 US-$ pro Tonne, in Australien
jedoch zwischen 1.800 und 4.200 US-$ pro Tonne [36]. Weiterhin hängt der Preis stark vom
Faserdurchmesser ab; je feiner die Wollfasern desto höher ist der Preis [102].
Ökologische Aspekte
Die Schafzucht erfolgt in den meisten Fällen nicht ausschließlich zur Wollerzeugung, so dass
die Produktion von Schafswolle nicht losgelöst von der Fleischproduktion diskutiert bzw. be-
wertet werden kann. Abgesehen von dieser komplexen Diskussion, ist die Wollproduktion ein
Produktionsverfahren mit hohem Wasserverbrauch pro Tonne Produkt (6-20 l/kg gereinigte
Wolle) [99]. 80-90 % der Schadstoffe im Wasser können durch chemische und biologische
Abwasserbehandlung entfernt werden. Durch Verdunsten und Verbrennen der Rückstände
sollen mehr als 99 % der Schadstoffe zu entfernen sein. Außerdem kann Wärmeenergie ge-
wonnen werden und Wasser sowie Reinigungsmittel zurückgewonnen werden. Der Flächenbe-
darf zur Erzeugung von Wolle ist relativ hoch: Auf einem Hektar Land kann man 30 kg Wolle
erzeugen oder aber 500 kg Kautschuk oder 1000 kg Baumwolle [106].
Tabelle 29 Werkstoffprofil Wolle.
Stärken:
Schwächen:
natürliche Faser
Schutz vor Motten notwendig
mechanisch und chemisch beständig
Schutz vor dauerhafter Feuchtigkeit notwendig
feuchtigkeitsregulierend
niedrige Flächenausbeute
Schadstoffabsorber
Mengen begrenzt
ökologischer Dämmstoff
selbstverlöschend im Brandfall
hohe Wärmekapazität
3.7 Seide
Seiden sind, wie Keratine, chemisch und strukturell komplexe biogene Werkstoffe mit bemer-
kenswerten Eigenschaften. In einigen Disziplinen wie Zähigkeit und Biokompatibilität sind
Seiden den meisten anderen natürlichen und künstlichen Fasern überlegen [113], [114]. Seiden
werden manchmal den Keratinen zugeordnet; sie werden im Gegensatz zu diesen jedoch nicht
durch einen Keratinisierungsprozess (siehe Kap. 3.6) gebildet, wie das z. B. bei Wolle der Fall
ist. Die Norm DIN 60001 klassifiziert Seide als Naturfaser mit dem Zusatz „tierische Faser“
[115]. Meist versteht man unter „Seide“ die Seidenfäden des Maulbeer-Seidenspinners
( Bombyx mori ). Seiden werden aber von einer großen Anzahl von Arthropoden (= Gliederfü-
ßer) wie Insekten oder Spinnen sowie von einigen Weichtieren wie Muscheln produziert [7].
Die Mehrzahl der Larven der 140.000 Schmetterlingsarten sowie ca. 40.000 bekannte Spinnen-
arten produzieren Seiden [113]. Bei den Spinnen sind bis zu sieben verschiedene Seidenarten
bekannt, die zu verschiedenen Zwecken dienen und an diese durch Variationen der Grund-
struktur angepasst sind [113].
 
 
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