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molekulare Anteile, die über Disulfidbrücken und andere nicht-kovalente Bindungen zu Poly-
meren mit Molmassen von mehr als 10 6 g/mol verbunden sind [86]. Die Glutelin-Bestandteile
sind für das elastische Verhalten des Glutens verantwortlich und beinhalten hauptsächlich
L-Glutaminsäure und L-Prolin [1], [86].
Anwendungen von Weizengluten außerhalb der Nahrungsmittelindustrie finden sich vor allem
in der Papierindustrie (Papierstreichmassen), in der Klebstoffherstellung bis hin zu Additiven
für Beton und Mörtel [35]. Weitere Möglichkeiten bestehen als Beimischung von Weizenglu-
ten in Phenol-Formaldehyd-Harzmassen für die Spanplattenherstellung. Ergebnisse der Prü-
fung von Weizenprotein-gebundenen Spanplatten im Labormaßstab zeigt Tabelle 25 [11].
Tabelle 25 Leistungsprofil Weizenprotein-gebundener Spanplatten nach DIN EN 312 [11]. 1 = kleine
Weizenplatten, 2 = einschichtige große Weizenplatten, 3 = dreischichtige große Weizenplatten.
Anforderung P1
Anforderung P2
Anforderung P3
Quer-
zug-
festig-
keit
Biege-
festig-
keit
Quer-
zug-
festig-
keit
Biege-
festig-
keit
Biege-
E-
Modul
Abhe-
be-
festig-
keit
Quer-
zug-
festig-
keit
Biege-
festig-
keit
Biege-
E-
Modul
Dicken-
quel-
lung
1
0
0
0
0
0
0
2
0
3
Es wurde gezeigt [80], dass ein Ersatz von 25 % des petrochemischen Bindemittels durch Wei-
zenprotein (unter Verwendung herkömmlicher Hydrophobierungsmittel) bei der Herstellung
von Mitteldichten Faserplatten (MDF) möglich ist, ohne Einbußen bei der mechanischen Leis-
tungsfähigkeit hinnehmen zu müssen. Bei ausschließlicher Verwendung des Weizenprotein-
Bindemittels konnten Plattenstärken bis 6 mm realisiert werden. Bei größeren Plattenstärken
wurden die hydrophobierenden Eigenschaften der eingesetzten Paraffine eingeschränkt. Darun-
ter litten auch die Querzugfestigkeiten der Weizenprotein-gebunden MDF-Platten bei größeren
Plattenstärken. Die Formaldehydemissionen der ausschließlich biogen gebundenen MDF-
Platten liegen fast auf dem Niveau der natürlichen Formaldehydemissionen aus Holz. Bei dem
in dieser Studie verwendeten Weizenprotein, das als Nebenprodukt anfällt, sind mit 300 €/t
(bezogen auf Proteintrockenmasse) sogar ökonomische Vorteile im Vergleich zu Harnstoff-
Formaldehyd-Harzen vorhanden, die bei 363 €/t liegen (zitiert in [80]). Bei einer Verwendung
von 25 % Weizenprotein in der Bindemittel-Rezeptur ließen sich demnach ohne Einschrän-
kungen bei der mechanischen Leistungsfähigkeit der Produkte Kosten einsparen, da die Kosten
des Bindemittels mit 20 % (zitiert in [80]) bis 27 % (zitiert in [11]) der Herstellkosten für Holz-
faserplatten angegeben werden. Allerdings sind die Presszeiten der proteingebundenen Platten
meist länger [86].
3.6 Keratine: Wolle
Keratine ist eine von dem griechischen Wort keras = Horn abgeleitete Bezeichnung für Struk-
turproteine [1], die wie Kollagene Stützfunktionen im Organismus übernehmen. Die Keratine
bilden ebenfalls Fibrillen, die sich zellübergreifend ausdehnen. Damit sorgen sie für einen
Zusammenhalt der Zellen im Gewebeverband. Aufgrund einer unterschiedlichen Grundstruk-
tur, die sich beispielsweise in der Röntgenbeugung zeigt, differenziert man in
α
- und β-Kerati-
 
 
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