Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
ne.
-Keratine sind der Hauptbestandteil der Haare, Fuß- und Fingernägel, Hufe, Krallen,
Klauen und Hörner der Säugetiere. β-Keratine sind die Hauptbestandteile der Federn von Vö-
geln, der Reptilienhaut und der Reptilienkrallen [7].
Keratine werden durch einen Keratinisierung („Verhornung“) genannten Prozess der Zellen in
der Oberhaut (Epidermis, stratum corneum) aus belebter Materie gebildet. Diese synthetisieren
schichtweise unterschiedliche Keratinocyten, die durch den Wachstumsprozess nach außen
transportiert werden. Dort sterben sie in Form eines „programmierten Todes“ (Apoptose) unter
Wasserverlust und Verlust der Zellorganellen ab [98]. Damit ist die äußerste Hautschicht totes
Gewebe und die Keratinisierung die Umwandlung von belebtem Gewebe in unbelebtes Keratin.
Gelegentlich wird Seide bzw. die faserbildende Komponente der Seide, das Fibroin, als β-Kera-
tin bezeichnet. Der Begriff Keratine bzw. Keratinisierung bezieht sich gemäß der Wortabstam-
mung auf die Verhornung und damit das Absterben vormals belebter Zellen (Epithelzellen).
Damit ist Seide bzw. das Fibroin kein Keratin, da die Spinnflüssigkeit in der Spinndrüse der
seideproduzierenden Tiere keine belebte Materie ist, sondern sich aus der unbelebten Lösung
beim Verspinnen durch Orientierungsprozesse und Wasserverlust der Seidenfaden verfestigt
(siehe Kap. 3.7 Seide). Seiden sind faserbildende Proteine wie Wolle aber keine Keratine [7].
α
Herstellung / Vorkommen
Wolle ist wie Seide eine natürliche tierische Textilfaser, sie wird vorwiegend durch das Sche-
ren von Schafen gewonnen (Schurwolle) [99]. Wenn man diesen Vorgang als Herstellungspro-
zess ansieht, kann Wolle wahrscheinlich zu den ältesten Produkte der Menschheit gezählt wer-
den, da sie seit ca. 6.000 Jahren bekannt ist [100], [101]. Älter sind womöglich nur noch
alkoholische Getränke, die durch Vergärung zuckerhaltiger Fruchtsäfte entstanden - d. h. ein-
fache Weine - und die wahrscheinlich seit ca. 8.000 Jahren bekannt sind [20]. Seit wahrschein-
lich ca. 5.000 Jahren bekannt ist das ebenfalls biotechnologische Produkt Bier [21]. Es wird
vermutet, dass Käse seit mehr als 12.000 Jahre von der Menschheit genutzt wird [18]. Zu den
ältesten Produkten der Menschheit gehören auch Brot, das seit ca. 30.000 Jahren [23] zunächst
in Form von Fladenbrot (d. h. noch nicht biotechnologisch) und vor ca. 4.500 Jahren von den
Ägyptern mittels Hefen [22] hergestellt wurde. Eines der vermutlich ältesten Produkte ist fett-
gegerbtes Leder (siehe Kap. 3.1.1), das wahrscheinlich so alt ist wie die Menschheit selbst.
Neben der Schur ist es auch möglich, Wolle aus der Haut von Tieren z. B. durch Behandlung
mit einer Mischung von Kalk und Sulfiden zu gewinnen (Haut- oder Fellwolle). Weiterhin ist
es möglich, aus getragener Wollbekleidung oder Abfällen neuer Ware durch mechanisches
Zerfasern sogenannte Reißwolle, d. h. recyclierte Wolle zurückzugewinnen. Hochwertige Qua-
litäten sind kaum von Schurwolle zu unterscheiden [1].
Für die Schafzucht eignen sich vor allem trockenere Weltregionen, die über Steppen und Sa-
vannen verfügen. Das Klima spielt für die Schafzucht eine große Rolle, z. B. Temperatur, Nie-
derschlag und Höhe über dem Meeresspiegel. Durch Züchtung können Tiere besser an die
herrschenden klimatischen Verhältnisse angepasst werden. In manchen Ländern wie Neusee-
land ist die Wollproduktion an die Fleischproduktion gekoppelt. Weitere wichtige Erzeuger-
länder von Wolle sind insbesondere China und Australien [99].
 
Search WWH ::




Custom Search