Environmental Engineering Reference
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Ökonomische Aspekte
Der weltweite Fleischverbrauch liegt mit 254 Millionen t im Jahr 2003 [16] und 282 Millio-
nen t im Jahr 2009 [49] um eine Größenordnung niedriger als die Erzeugung von Getreide mit
2,5 Milliarden Tonnen (siehe Tabelle 3). Die Gesamtproduktion von künstlichen Wursthüllen
und aufbereitetem Naturdarm erreicht eine Größenordnung von 19,2 Milliarden Metern mit
einem Marktwert von ca. 3,1 Milliarden €. Die Verteilung auf Kunst- und Naturdarm ist nahe-
zu paritätisch mit Kunstdarm im Marktwert von 1,5 Milliarden € und Naturdarm mit dem
Marktwert von 1,6 Milliarden €. Die Aufteilung bei Kunstdarm zeigt 40 % Wursthüllen aus
Cellulose, 30 % aus Kollagen und ebenfalls 30 % aus petrochemischen Kunststoffen [16].
Andere Quellen geben eine Weltproduktion von 20 Milliarden m/a an Naturdärmen und
6 Milliarden m/a von Wursthüllen aus Kollagen an (bei 13 Milliarden m/a an Cellulose-Wurst-
hüllen, siehe Kap. 4.1.3).
In ökonomischer Sicht bemerkenswert ist bei der Herstellung von Wursthüllen, dass mittels
eines technologisch hochkomplexen Prozesses, der über ca. acht Jahrzehnte optimiert worden
ist, ein Massenprodukt hergestellt wird, das den damit einhergehenden ökonomischen Zwängen
gerecht wird, obwohl auf ein verhältnismäßig teures biogenes Ausgangsmaterial aufgesetzt
wird. Die Kosten für Kollagen aus Rinderhautspalten aus der Gerberei liegen in der Größen-
ordnung von 0,50-0,70 €/kg Trockenstoff Kollagen.
Ökologische Aspekte
Wursthüllen aus Kollagen sind ein Musterbeispiel dafür, wie ein technologisch hochentwickel-
tes Produkt - das wie beschrieben im Lauf der Jahrzehnte immer weiter optimiert wurde und
sowohl technisch als auch ökonomisch sehr weit entwickelt ist - auf einem Reststoffstrom
einer anderen Produktion (Leder) aufbauen kann. Sicher lässt sich dieses Beispiel nicht belie-
big auf andere stoffliche Nutzungsansätze übertragen, trotzdem kann diese Nutzungskaskade
als Vorbild für die Ausnutzung von Stoffströmen - nicht nur im biogenen Bereich - dienen.
Abfälle, Reststoffe und Fehlchargen der Kollagenwursthüllen-Produktion werden wiederum als
Cosubstrat und biogener Energieträger in Biogasanlagen [50] eingesetzt, womit ein weiterer
Teil der weit integrierten Stoffkaskade geschlossen ist [17]. Diese beginnt mit der Tierzucht
zur Erzeugung von Nahrungsmitteln, es folgt die Ledererzeugung, die Herstellung von Kol-
lagenprodukten wie Wursthüllen und Gelatine aus Reststoffen der Lederherstellung, zahlreiche
weitere Produkte aus Kollagen bis zur Nutzung von kollagenhaltigen Abfällen in der Energie-
erzeugung in Biogasanlagen [50].
Tabelle 15 Werkstoffprofil Wursthüllen aus Kollagen.
Stärken:
Schwächen:
Rohstoffe sind Reststoffe aus der Lederherstellung
Rohstoffe vergleichsweise teuer
Abfälle weiterverwertbar (z. B. Biogas), geschlos-
sene Stoffkreisläufe
Mengen nicht beliebig steigerbar
Technologisch aufwendiges Produkt, dafür ver-
gleichsweise kostengünstig
Hoher Energieaufwand bei der Produktion
 
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