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Bild 67 Aufbau der Rinderhaut. © Sgbeer.
Aus dem Schlachthof gelangen die Häute entweder frisch, gefroren oder gesalzen in die Gerbe-
rei. Dort werden sie entfleischt und danach vom Unterhautgewebe befreit, gewässert, dann mit
Lösungen von Calciumhydroxid, Sulfiden und proteolytischen Enzymen einer alkalischen
Weiche unterzogen, um lösliche Eiweiße zu entfernen, Fette zu verseifen und Haare zu lo-
ckern. Im anschließenden Äscher werden mit Kalkmilch und Natriumsulfid die Oberhaut (Epi-
dermis) zerstört und die Haare gänzlich gelockert, so dass diese sich leicht maschinell entfer-
nen lassen. Ggf. wird die Haut gespalten; die dünneren Spaltleder eignen sich beispielsweise
für Handschuhe. Mittels verdünnter organischer Säuren, wie Milchsäure oder Essigsäure, wird
nach dem Äscher die Entkälkung durchgeführt, um Kalkreste zu entfernen sowie ggf. mit pro-
teolytischen Enzymen gebeizt. Wird mineralisch gegerbt, werden die Blößen (Rohhaut nach
Verlassen der Wasserwerkstatt) mit dem sogenannten Pickel aus anorganischen Säuren und
Kochsalz angesäuert [1], [24].
Die Gerbung kann in die drei Grundverfahren mineralische Gerbung, vegetabile Gerbung und
Fettgerbung eingeteilt werden. Die mineralische Gerbung mit Chromsalzen ist das überwie-
gend eingesetzte Verfahren, ca. 90 % der Leder wird mit basischem Chrom(III)-sulfat oder
ähnlichen Chromverbindungen gegerbt [1]. Weitere mineralische Gerbstoffe sind Aluminium-
salze, Eisen-, Titan- und Zirkoniumsalze. Ein weiteres wichtiges Gerbverfahren ist die vegeta-
bile Gerbung mit pflanzlichen Gerbstoffen wie Tanninen (siehe Kap. 15.2), die ebenfalls zu
den ältesten Technologien der Menschheit gehört. Andere verwendete Gerbstoffe sind bei-
spielsweise Aldehyde wie Formaldehyd oder Glutaraldehyd, Aminoharze, Polyacrylate und
Synthane (synthetische Gerbstoffe als Kondensationsprodukt aus Formaldehyd und Phenolen).
Darüber hinaus existieren Kombinationen aller genannten Verfahren [24], [26].
 
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