Geography Reference
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location is always either to be determined (which is not quite tracing), or actually being determined
through the monitoring of the recording (which is tracing).“ (Rogers 2004)
Während wir es beim Tracking mit einem Standort-Monitoring zu tun haben,
bezeichnet Tracing die mehr oder weniger kontinuierliche Rückverfolgung eines
Weges. Tracking verweist somit die instantane Verfolgung von Standorten (Auf-
zeichnung) und Tracing auf deren ex post vorgenommene Rückverfolgung
(Nachzeichnung). In beiden Fällen ist aber die Performativität lokativer Medien
zunächst nur vordergründig aufs Engste mit kartographischen Darstellungsfor-
men verknüpft. Dies aus zwei Gründen:
a) Zur Ortsbestimmung braucht GPS keine Karte. Locative Media speisen ihr
Wissen um den Ort durch die dezentrale Ablegung von Rechenschaft - im Fall
von GPS ist es die Berechnung eines Konvergenzpunktes aus den Signallaufzei-
ten mindestens dreier Satelliten. Dieser Punkt hat eine „vorgängig-implizite und
eine nachfolgend-hermeneutische Beziehung“ zur Kartographie (Sommer 2002:
308). Ohne sie hätte dieser Punkt keine Bedeutung und in der Regel auch keinen
Ausdruck. Doch das ist nicht notwendigerweise der Fall, wie uns die Differenz
zwischen ‚Tracing' und ‚Tracking' deutlich macht. Die Aufzeichnung einer ad
hoc gewonnen Standortinformation impliziert noch nicht deren Nachzeichnung ,
wie dies bei ex post evaluierten Weginformationen der Fall ist.
b) Die Herausbildung eines diskreten Standorts, der mithilfe von GPS erfasst
wird, wie auch die Verbindung der einzelnen Geopunkte zu einem zurückgeleg-
ten Weg ist bereits ein bildlich-graphischer Akt. Das Standort-Monitoring (Tra-
cking) stellt daher kaum mehr eine intersubjektiv überprüfbare Messung dar, als
vielmehr eine durch vorüberlegte Überlagerungen vertuschende (Auf-) Zeich-
nung. Die Rückverfolgung (Tracing) sollte insofern nicht mit der Verbindung
der einzelnen Oligoptiken verwechselt werden, insbesondere weil sie uns auf die
wichtige anthropologische Erkenntnis verweist, dass alles, was sich bewegt, auch
eine Zeit des Stillstehens kennt (Lévi-Strauss 1965: 127). Durch eine Nach-
zeichnung geht aber genau dieses konstitutive Momentum bewegter Medien
verloren.
Wir haben es also bei Locative-Media -Anwendungen nicht mit bruchlosen,
kontinuierlichen Traces zu tun, sondern, ganz wie Latour (2011: 52) bereits für
den geographischen Zoom von Google Earth bemerkt, nur mit einem „Eindruck
von Kontinuität“. Latours Differenzierung in Oligoptiken und Panoramen findet
somit auf der mobilen Ebene lokativer Medien ihre Entsprechung im Tracking
und Tracing. Die Prozesshaftigkeit der panoramatischen Struktur von Medienor-
ten ist auch der linienhaften Struktur von Ortsmedien inhärent. Die Spur (Trace)
ist demnach im Vollzug anders zu interpretieren als im Ready-made-Zustand.
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