Geography Reference
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tionen, vergleichen ihre individuellen Raumwahrnehmungen mit diesen objekti-
vierten Raumerfahrungen und passen sie einander an. Dadurch wird eine Sym-
metrie zwischen subjektiver und objektiver Wirklichkeit hergestellt (ebd.: 175;
Koch/Faby 2010: 56f.). Auf dieser Symmetrie beruhen somit auch die alltägli-
chen Praktiken des Umgangs mit dem geographischen Wissen, sodass aus dem
Zusammenspiel des Dargestellten und der Fähigkeit des „Kartenlesens“ die
Praktiken im Raum resultieren. Für die Entwicklung der modernen Kartographie
kann daher festgehalten werden, dass eine geographische Wissenserzeugung und
Wissensverbreitung sowohl eine Standardisierung der visuellen Darstellungs-
formen als auch die Konstituierung von spezifischen Rezeptionspraktiken vo-
raussetzt. Beispielsweise ist nicht nur entscheidend, wie und ob Berghütten auf
einer Karte gekennzeichnet sind, sondern auch, ob es den Wandernden gelingt,
die Kennzeichnungen zu deuten, um so ihr Hüttenziel zu erreichen. Welche
Unterschiede lassen sich nun zur alltäglichen Nutzung von raumbezogenen Vi-
sualisierungstechniken im Zeitalter des Internets ausmachen?
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Karte und Gebiet: Die Rückkehr narrativer Elemente
im digitalen Kartenmaterial
Angesichts der technologischen Entwicklungen stellen einige Autoren den Be-
griff der „Karte“ sogar gänzlich infrage (Koch/Faby 2010: 44). Dagegen kann
jedoch eingewendet werden, dass auch Geomedien zunächst an bestehende tech-
nologische Entwicklungen anknüpfen. Beispielsweise bilden auch weiterhin
kartographische Darstellungsformen die Grundlage für den geo-medialen Um-
gang mit Räumlichkeit im Internet. Ein grundsätzlicher Unterschied, der von
verschiedenen Autoren beschrieben wird, besteht jedoch darin, dass das Karten-
material nur als Grundlage - als „Basislayer“ - für die Verknüpfung mit weite-
ren Informationen dient (vgl. z. B. Gordon 2009: 400f.; Döring/Thielmann 2009:
14). Den technologischen Ausgangspunkt dafür bildet die enge Verbindung von
Geodiensten, wie Google Maps oder Microsoft Bing Maps, mit zusätzlichen
Internetangeboten, beispielsweise mit dem Bilderdienst Panoramio, der Video-
plattform Youtube oder der Enzyklopädie Wikipedia. Geomedien erlauben so
nicht nur einen interaktiven Umgang mit den geographischen Karten, sondern
auch das ortsbezogene Hinzufügen von zusätzlichen Informationen, beispiels-
weise von eigenen Fotographien und Filmen des Heimatortes, von lokalen Se-
henswürdigkeiten oder des letzten Urlaubserlebnisses.
Gegenüber de Certeaus (1988) Feststellung des Verschwindens von Narrati-
onen aus der klassischen Kartographie lässt sich in Bezug auf die Darstellung
von Räumlichkeit im Internet vielmehr eine gegenteilige Entwicklung beobach-
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