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Von Armut
bis Ultraschall …
wollte der Zoll partizipieren und forderte
zunächst einen horrenden Betrag von dem
Krankenhaus, der dann jedoch dank vieler
guter Beziehungen und zeitintensiver Diskus-
sionen heruntergehandelt werden konnte.
Doch die Freigabe der Hilfsgüter zieht sich
weiter hin.
Dr. Melzer ist jedoch kein Freund des Mü-
ßiggangs, operiert selbst Prostata- und Bla-
senkranke und hält seine Sprechstunden ab.
„Als ich beim ersten Male die Zustände in
der 40-Betten-Klinik gesehen habe, konnte
ich nicht untätig bleiben“, meint der deut-
sche Urologe. „ Es fehlte an allem. Ich be-
kam Tränen in die Augen und war auch sauer
auf jene Spender, die bis dahin veraltete oder
nicht intakte Geräte geschickt hatten.“ Kran-
kenhausgründer Dr. Noel Rakotomavo sei ein
praktizierender Katholik, der, so Melzer, „sei-
nen Glauben auch lebt“. Dr. Justin, „ein Na-
turtalent und begnadeter Chirurg“, war sogar
einige Zeit in Gera bei Professor Hoffmann
und in Zeitz, um das transurethrale Operie-
ren zu erlernen, die Ultraschalldiagnostik und
das Instrumentarium kennen zu lernen, das
später nach Madagaskar geschickt werden
sollte.
Versucht werden soll nun dank der neuen
Ausstattung, insbesondere die reichen Mada-
gassen, Inder, Ceylonesen und Pakistani in
der Stadt zu halten, die bisher bei anstehen-
den medizinischen Eingriffen stets nach La
Réunion ausgeflogen seien. Diese gut be-
tuchten „Kunden“ subventionieren mit ihrem
höheren Kostenbeitrag die Behandlung der
armen Bevölkerung. „Diese Menschen le-
gen oft mehrere hundert Kilometer per
Buschtaxi zurück, um sich in Tuléar behan-
deln zu lassen. Viele haben kaum Geld und
so müssen ständig neue Finanzquellen er-
schlossen werden.“
Ein Rundgang durch die Gebäude ist be-
eindruckend: eine für madagassische Verhält-
nisse saubere Einrichtung, ein OP-Saal mit
Klimaanlage nach europäischem Vorbild, en-
Wer den Namen der fernen Tropeninsel
Madagaskar hört, denkt zunächst sicher an
paradiesische Strände, Sonnenschein bis
zum Abwinken, eine einzigartige Natur so-
wie köstliche Fischgerichte und frisches
exotisches Obst als Dessert. Ganz anders
der 71-jährige Urologe Dr. Klaus-Jürgen
Melzer aus Gera, der stets seinen OP-Kittel
im Gepäck hat und auch bei seinem vier-
ten Aufenthalt in der Heimat von Pfeffer
und Vanille zielsicher die Hafenstadt Toliara
(Tuléar) und dort die 1980 gegründete Kli-
nik Saint Luc am Stadteingang (von Tana
kommend auf der rechten Seite) ansteuert,
zu der ganz besonders intensive Kontakte
bestehen.
Als sich Dr. Melzer und seine Ehefrau Bri-
gitte, eine gebürtige Zeitzerin und Apothe-
kerin, nach mehreren Auslandsreisen unter
anderem nach Sumatra, wo der Großvater
des Arztes 30 Jahre lang arbeitete, im Jahr
2001 zu einer Reise auf die Gewürzinsel
entschieden, ahnten beide noch nicht, dass
daraus die bislang größte Hilfsaktion ei-
ner Privatperson für ein Projekt mit einem
Volumen von weit über 500.000 Euro in
diesem Land entstehen sollte.
Rechtzeitig vor der jüngsten vierten Visi-
te hatte Dr. Melzer, der bis 1991 Oberarzt
in der Urologischen Klinik in Gera war und
dann im Agricola-Klinikum Zeitz seine Pra-
xis eröffnete, die von Sohn Frank weiterge-
führt wird, zwei Container mit einer Kran-
kenhauskomplettausstattung auf den lan-
gen Seeweg geschickt, die er eigentlich mit
seiner Frau in Tuléar in Empfang nehmen,
auspacken und die Geräte im dortigen
Hospital installieren wollte. Doch das Land
des „Mora mora“ ( mora bedeutet auf Ma-
lagasy „langsam“ oder „immer mit der Ru-
he“) hält stets Überraschungen parat. So
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