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Saphirrausch
in der Schweizer Bank
chaniker, und alle bauten Hütten aus den
wenigen Materialien, die in der kargen
Steppe des madagassischen Südwestens zu
finden sind. Von der Regierung wurden
Soldaten abkommandiert, die dafür sorgen
sollten, dass die Mordrate (etwa ein Mord
pro Woche) gesenkt wird, und sie sollten
verhindern, dass der Boden im unmittelbar
nebenan gelegenen Naturreservat von Isa-
lo umgepflügt wird. Böse Zungen behaup-
ten, sie müssten auch einen Claim zur per-
sönlichen Nutzung der „Nomenklatura“
aus Antananarivo bewachen …
Man schätzt, dass anfangs jeden Monat
Saphire im Wert von 20 Millionen US-
Dollar gefunden und verkauft wurden.
Durch Vergabe von Konzessionen und das
Verbot, unbearbeitete Steine zu exportie-
ren, versucht die Regierung, den illegalen
Verkauf und Schmuggel ins Ausland zu
stoppen. Der Erfolg dieser Aktionen
scheint aber gering zu sein. Inzwischen
wird in einem Umkreis von etwa 100 km
gegraben, gesucht und gefunden - und so-
fort verkauft und exportiert. Fachleuten war
seit langem bekannt, dass Madagaskar ne-
ben Sri Lanka, Brasilien und einigen afrika-
nischen Staaten zu den Schatztruhen voller
Edelsteine gehört. Doch erst im letzten
Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hat sich die-
ser Reichtum des Landes realisiert. Es gibt
kaum einen Edelstein, den man nicht ge-
funden hätte und den man nicht kommerzi-
ell nutzt. Es werden Amethyste, Alexandri-
ten, Aquamarine, Diamanten, Turmaline,
Topaze und vor allem Saphire gefunden.
Neben diesen Edelsteinen werden schon
seit langem Halbedelsteine wie Rosen-
quarze, versteinerte Hölzer, Opale und vie-
les andere abgebaut. Da man inzwischen
auch im Südosten in Andranondambo bei
Fort Dauphin und im Norden unweit von
Ambilobe Saphire findet, ist der Fantasie
über noch unentdeckte Fundstellen inner-
halb dieses magischen Dreiecks keine
Grenze gesetzt.
80 km nordwestlich von Sakaraha ist aus
dem schäbigen Dorf Ilakaka mit noch
nicht mal 100 Einwohnern seit 1998 eine
unkontrollierbare Wildweststadt von in-
zwischen mehr als 100.000 Menschen ent-
standen. Sie ist das Zentrum einer Saphir-
region, in der in der Hochphase schät-
zungsweise 200.000 Saphirsucher mit
ihren Familien und den dazugehörigen
Dienstleistern lebten. 500 m südlich der
RN 7 wurde der erste Saphir in dieser Regi-
on gefunden, die inzwischen bei Fachleu-
ten als vermutlich reichstes Edelsteinfund-
gebiet der Welt gilt. Seit den ersten Tagen
des Saphirrausches wird der Erst-Fundort
als „Banque Suisse“ bezeichnet, denn den
ersten Glücklichen kam es in dem damals
neuen „El Dorado“ vor, als hätte jemand
die Tresortüren eines schweizerischen
Bankhauses geöffnet und ihnen gestattet,
mitzunehmen, was sie tragen können. We-
nige Kilometer südlich von Ilakaka (68 km
vor Sakaraha) ist der ganz neue Ort Ma-
nombo entstanden, in dem überwiegend
Steinhändler leben. Noch weiter südlich
(44 km vor Sakaraha) folgt dann der abso-
lute Kontrast: ein ärmliches Dorf von Sa-
phirgräbern.
Vor über zehn Jahren lebten die Einwoh-
ner von Ilakaka von Rinderzucht und -dieb-
stahl. Seit 1997 eine einheimische Familie
den ersten Saphir gefunden und erkannt
hatte, gruben Zehntausende von Schatz-
suchern in der „Banque Suisse“ und in wei-
tem Umkreis darum herum nach den wert-
vollen Steinen. Nach den Anfangserfolgen
schien der Boden geradezu gespickt von
den Steinen zu sein, und es kamen neben
den Saphirsuchern die Händler aus Sri Lan-
ka, Thailand und Europa. Es folgten Prosti-
tuierte und Friseure, Handwerker und Mu-
siker, Lebensmittelhändler, Pfarrer, Autome-
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