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Die Eintagsfliege
unter den Wirbeltieren:
Kurzlebiges Chamäleon aus Madagaskar
verbringt die längste Zeit im Ei
geht davon aus, dass die Chamäleons erhöh-
te Mengen an Geschlechtshormonen produ-
zieren, um möglichst schnell das fortpflan-
zungsfähige Alter zu erreichen. Diese Hor-
mone beschleunigen aber gleichzeitig den
Alterungsprozess. Dadurch ist die Lebens-
spanne von Furcifer labordi auf ein einziges
Jahr geschrumpft.
Auf Madagaskar lebt eine Chamäleonart
mit einzigartigem Lebenszyklus: Maximal
fünf Monate nach dem Schlüpfen sind al-
le erwachsenen Tiere tot. Ein internationa-
les Forscherteam unter Leitung des US-
Zoologen Kristopher Karsten von der
Staatsuniversität von Oklahoma in Stillwa-
ter fand heraus, dass die Tiere den über-
wiegenden Teil des Jahres ausschließlich in
Eiern existieren. Der Wissenschaftler, der
seine Ergebnisse im Juli 2008 der Öffent-
lichkeit präsentierte, hält die Chamäleons
der Art Furcifer labordi daher für die kurz-
lebigsten Landwirbeltiere der Welt.
Meist jeden November schlüpft auf Ma-
dagaskar eine komplett neue Generation
von Furcifer labordi. Die Trockenzeit von
Mai bis Anfang November verbringen die
Tiere in den Eiern, die von ihren Eltern zu
Beginn des Jahres abgelegt wurden. Doch
die Chamäleons sind von Beginn an Wai-
sen: Nach der Eiablage sterben die Eltern-
tiere in kürzester Zeit, schreiben die For-
scher um Karsten. Sie hatten die Tiere in
freier Wildbahn über einen Zeitraum von
fünf Jahren beobachtet und ihr Verhalten
studiert. Dabei fanden sie heraus, dass die
Chamäleons dieser Art rapide altern:
Schon zwei Monate nach dem Schlüpfen
sind sie geschlechtsreif, weitere zwei Mo-
nate später haben sie bereits das Greisen-
alter erreicht. Älter als fünf Monate wurde
keines der beobachteten Tiere.
Die Wissenschaftler vermuten in diesem
beschleunigten Lebenszyklus eine Anpas-
sung an die natürlichen Verhältnisse auf
Madagaskar: Um den harschen Verhältnis-
sen während der Trockenzeit zu entgehen,
verbringen die Tiere diese Jahreszeit in Ei-
ern. Dadurch sind sie vor Umwelteinflüssen
besser geschützt, glauben die Forscher. Die
schnelle Entwicklung nach dem Schlüpfen
fordert jedoch auch ihren Tribut: Karsten
Chamäleons -
Meister der Tarnung
Im Schneckentempo schleicht sich das Cha-
mäleon im Regenwald Madagaskars an einen
Schmetterling heran. Der Abstand beträgt
noch gut 15 cm. Eigentlich keine Gefahr,
doch … blitzschnell schießt die als Jagdwaffe
dienende Riesenzunge mit der klebrigen,
keulenförmigen Spitze aus dem Maul des
Drachens und schlägt zielsicher zu. Dann ein
Happs und der Schmaus ist verschwunden.
Der Beobachter ist fasziniert. Die erfolgrei-
che Jagd spielt sich im Bruchteil einer Sekun-
de ab. Neben der Schleuderzunge sind auch
die Augen der Scharfschützen unter den
Reptilien bemerkenswert: Sie können sich
unabhängig voneinander bewegen und er-
möglichen ein Blickfeld von 360 Grad, ohne
den Kopf zu drehen. Aussehen und Gehabe
der gefräßigen Echsen mit dem seitlich abge-
flachten Rumpf beeindrucken viele Einwoh-
ner Afrikas und Madagaskars so, dass sie sich
weigern, ein Tier anzufassen oder zu fangen.
Verhext seien sie und könnten mit einem Au-
ge in die Vergangenheit blicken, mit dem an-
deren in die Zukunft.
Eine besonders große Artenvielfalt hat sich
auf Madagaskar entwickelt, wo immerhin
rund 60% der Chamäleons leben. 40% be-
völkern das afrikanische Festland und sind
auf vorgelagerten Inseln, in Europa und Asi-
en zu finden. In ihrer Heimat kommen die
meisten Tiere, die zum Teil Eier legen und
auch lebend gebären, daher wie auf einem
farbenprächtigen Kostümfest. Nichts von we-
gen Tarnung und sprichwörtlicher Anpas-
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