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Nun haben aber die Energiekonzerne trotz der ersten Vereinbarung eines Atomausstiegs
vor deutlich über 10 Jahren einen für die Energiewende wenig geeigneten Kraftwerkspark
(Abbildung 4.2). Sollen Kern- und Kohlekraftwerke schnell durch Solar- und Windkraft-
anlagen ersetzt werden, müssen diese vorzeitig abgeschrieben werden. Damit drohen den
Unternehmen massive Verluste, die im Extremfall sogar existenzbedrohend sein können.
Die einzige Chance für sie, die Energiewende erfolgreich zu überstehen, ist das Tempo
spürbar zu reduzieren und vor allem zentrale regenerative Kraftwerke wie Offshore-Wind-
parks voranzutreiben.
Abbildung 4.3 Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in der Nähe von Cottbus. Die Energiekonzerne haben den
falschen Kraftwerkspark für eine schnelle Energiewende.
Auch andere Branchen blockieren mit technologischen Fehlentwicklungen eine schnelle
Energiewende. Im Verkehrsbereich kann beispielsweise die Energiewende nur gelingen,
wenn ein Großteil der Fahrzeuge von Verbrennungsmotoren auf effiziente Elektromotoren
umgestellt wird. Der Wirkungsgrad von Elektromotoren ist deutlich größer als von Benzin-
oder Dieselmotoren und der Strom lässt sich kohlendioxidfrei mit erneuerbaren Kraft-
werken erzeugen. Was heute wie ein Blick in eine ferne Zukunft klingt, war vor 100 Jahren
schon Realität: Etwa 40 Prozent aller Autos in New York waren seinerzeit Elektrofahr-
zeuge. Vor allem das komplizierte Anlassen der Benziner mit einer Kurbel machte damals
Benziner unattraktiv. Erst als im Jahr 1911 der Anlasser erfunden wurde, startete der
Siegeszug der Verbrennungsmotoren. Heute tun sich Automobilkonzerne schwer, mit einer
über 100 Jahre alten Tradition zu brechen und moderne Elektrovarianten auf den Markt zu
bringen. Stattdessen verzögern sie mit intensiver Lobbyarbeit strengere Kohlendioxid-
grenzwerte und verlängern so das Zeitalter der fossilen Motoren. Möglicherweise gibt es
auch einfache wirtschaftliche Gründe, um weiter auf die Bremse zu treten: Elektroautos
brauchen keine Ölwechsel und sind verschleißärmer. Das geht zulasten des attraktiven
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