Environmental Engineering Reference
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Wollte man alle fossilen Energieträger durch die Kernenergie ersetzen, wären die Uranvor-
kommen in wenigen Jahren aufgebraucht. Durch andere Kraftwerkstechniken, wie die des
riskanten schnellen Brüters, lässt sich die Energieausbeute zwar etwas erhöhen, dennoch
ändert dies nichts an der Begrenztheit der Vorkommen. Auch die wirtschaftlich gewinn-
baren Uranvorkommen werden spätestens in wenigen Jahrzehnten zur Neige gehen − nicht
gerade ein überzeugendes Argument, neue Atomkraftwerke mit Lebensdauern von 30 oder
40 Jahren zu bauen. Eine Alternative zu fossilen Energieträgern ist die Kernenergie allein
aus diesen Gründen nicht.
1.5
Hohe Energiepreise - Schlüssel für den Klimaschutz
Bis in die 1970er-Jahre waren niedrige Energiepreise Grundlage nicht nur für das deutsche
Wirtschaftswunder. Mit steigendem Wohlstand kletterte auch der Energieverbrauch in
immer neue Höhen. Erst mit der Gründung der OPEC und der politisch motivierten Ver-
knappung der Fördermengen im Jahr 1973 stiegen die Erdölpreise in wenigen Monaten
dramatisch an. Die geschockten Industrieländer reagierten relativ hilflos. Im Jahr 1973
gründeten sie die Internationale Energieagentur IEA, um die Energiepolitik zu koordi-
nieren und eine sichere und bezahlbare Energieversorgung zu gewährleisten.
Strategische Ölreserven sollen bei Stocken des Erdölnachschubs die Versorgung sichern
und die Preise stabil halten. Deutschland bevorratet zum Beispiel 25 Millionen Tonnen an
Rohöl oder Rohölprodukten, die rund 90 Tage den kompletten Erdölbedarf des Landes
decken könnten.
In den 1970er-Jahren begann auch ein verstärktes staatliches Engagement für die Weiter-
entwicklung der Nutzung erneuerbarer Energien. Viele fehlgeschlagene Mammutprojekte
zeigten aber, dass sich eine kostengünstige und nachhaltige Energieversorgung nicht er-
zwingen lässt, sondern nur das Ende einer lang anhaltenden Entwicklung sein kann. Den-
noch wurde der Grundstein für den heutigen Boom der erneuerbaren Energien mit den Öl-
krisen in den 1970er-Jahren gelegt.
Die 1990er-Jahre zeichneten sich durch extrem niedrige Erdölpreise aus. Als Folge stag-
nierten die Energiesparbemühungen und der Ausbau der erneuerbaren Energien. Durch die
boomende Weltkonjunktur und die extreme Nachfrage vor allem aus China erreichten die
Erdölpreise ab dem Jahr 2000 erneut neue Rekordwerte. Nun rächte sich das fehlende
Engagement, den Erdölverbrauch zu reduzieren. Nominal gesehen waren die Erdölpreise
im Jahr 2012 rund dreimal so hoch wie zu Zeiten der Ölpreiskrisen Ende der 1970er-Jahre
(vgl. Abbildung 1.13) . Bislang hat dies die Weltwirtschaft jedoch nur begrenzt getroffen.
Dies lässt sich erklären, wenn die inflationsbereinigten Erdölpreise betrachtet werden. Mit
einem Dollar konnte man 1980 mehr als das Doppelte kaufen als im Jahr 2005. Insofern
war auch der inflationsbereinigte Ölpreis seinerzeit mehr als doppelt so hoch. Ein weiterer
Grund ist, dass die Wirtschaft heute deutlich weniger von Energiepreisen abhängig ist als
zu Zeiten der Ölkrisen. Ein weiter steigender Ölpreis wird dennoch auch seine Spuren in
der Weltwirtschaft hinterlassen.
 
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