Environmental Engineering Reference
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und in der Turbine verletzt oder getötet werden. Für wandernde Fische stellen die Stauan-
lagen nicht selten ein nicht überwindbares Hindernis dar. Fischtreppen, die parallel zu den
Stauanlagen verlaufen, verbessern die Durchlässigkeit erheblich (Abbildung 9.16) . Sie
bleiben aber für einige Arten dennoch ein Hindernis.
Große Stauseen überfluten ganze Landstriche und zerstören dort die Lebensräume von
Menschen und Tieren. Die versunkene Biomasse zersetzt sich im Wasser und setzt erheb-
liche Mengen von klimaschädlichem Methan frei. Ein sorgfältiges Roden des Staubeckens
vor der Flutung kann diese Problematik aber erheblich reduzieren.
Ein Dammbruch ist ein weiteres Risiko großer Staudämme. In der Regel werden Stau-
dämme weitgehend erdbebensicher konstruiert. Gegen gezielte terroristische Anschläge ist
aber selbst die beste Konstruktion machtlos. Ergießen sich die aufgestauten Wassermassen
auf einmal ins Tal, sind erhebliche Verwüstungen zu erwarten.
Ein gerne angeführtes Beispiel für die Umweltschädlichkeit von Wasserkraftwerken ist der
Neubau des Dreischluchtenstaudamms in China. Für dessen Bau opferte man 20 Städte
und mehr als zehntausend Dörfer, in denen über eine Million Menschen lebten. Die ökolo-
gischen Folgen im Überflutungsgebiet sind noch nicht überschaubar. Man erwartet, dass
sich zahlreiche Umweltsünden der Vergangenheit rächen, indem das Wasser beispiels-
weise Giftstoffe aus dem Boden auswäscht. Es ist zu befürchten, dass sich der 600 Kilo-
meter lange Stausee in eine Kloake aus Abwässern und Industrieabfällen verwandelt.
Auf der anderen Seite soll der Dreischluchtenstaudamm 84 Milliarden Kilowattstunden an
Elektrizität pro Jahr erzeugen. Dies entspricht mehr als einem Achtel des deutschen
Strombedarfs. Erzeugte man die gleiche Strommenge mit modernen Kohlekraftwerken,
würden diese über 70 Millionen Tonnen an Kohlendioxid pro Jahr in die Atmosphäre
blasen. Das entspricht in etwa den gesamten Kohlendioxidemissionen von Österreich.
Insofern gilt es, für alle Wasserkraftwerke Nutzen und Schaden abzuwägen. Es ist durch-
aus möglich, ökologisch vertretbare Anlagen zu errichten. Es dürfen nur im Hinblick auf
Klimaschutz und eine kostengünstige Energieversorgung nicht andere ökologische Aspek-
te außer Acht gelassen werden.
9.7
Wasserkraftmärkte
Knapp 16 Prozent der weltweiten Stromerzeugung stammt aus Wasserkraftwerken. Spit-
zenreiter in der Stromerzeugung aus Wasserkraft war im Jahr 2004 noch Kanada, wurde
aber mittlerweile von China überholt (Abbildung 9.17). Der Anteil der Wasserkraft an der
Stromversorgung ist dabei in den einzelnen Ländern stark unterschiedlich. Während in
Norwegen fast 100 Prozent des Stroms aus Wasserkraftwerken stammen, sind es in
Brasilien noch 86 Prozent, in Österreich 62 Prozent oder in Kanada 62 Prozent. China und
die USA haben nur einen Wasserkraftanteil von 15 beziehungsweise 8 Prozent. Deutsch-
land ist mit 3 Prozent wasserkrafttechnisch relativ unbedeutend. In Europa haben Norwe-
gen, Island und Schweden den höchsten Wasserkraftanteil, gefolgt von den Alpenländern.
 
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