Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Dabei sind Windkraftanlagen in der Landschaft keine neue Erscheinung. Bereits seit vielen
Jahrhunderten zählen Zehntausende von Windmühlen zum Landschaftsbild. Viele
Nutztiere scheinen sich viel schneller als der Mensch an ihre Erscheinung gewöhnt zu
haben (Abbildung 8.20) . Manchmal ist es ein wenig verwunderlich, dass die rund 190 000
Hochspannungsmasten und mehr als eine Million Mittel- und Niederspannungsmasten in
Deutschland oft weniger Diskussionen hervorrufen als rund 20 000 Windkraftanlagen.
Vermutlich spielt auch der Gewöhnungseffekt in dieser Diskussion eine wichtige Rolle.
Bei sachlicher Betrachtung halten sich die negativen Auswirkungen in Grenzen. Wind-
kraftanlagen in Naturschutzgebieten sind ebenso tabu wie in Wohngebieten. Halten die
Anlagen einen Mindestabstand zu Wohngebieten ein, ist die Belästigung durch Lärm oder
Schattenwurf sehr gering. Bei der Planung von Windparks sind diese Fragestellungen Teil
des Genehmigungsverfahrens.
Auf die Tierwelt hat die Windkraft einen geringen Einfluss. Die meisten Tiere gewöhnen
sich schnell an die Anlagen. Vögel erkennen die relativ langsam drehenden Rotoren meist
aus großer Entfernung und umfliegen sie. Der oft zitierte Vogelschlag findet nur in selte-
nen Einzelfällen statt. Die vielen Fensterscheiben von Wohngebäuden stellen daher eine
erheblich größere Gefährdung für die Vogelwelt dar als die Windkraft.
Die Klimaschutzbilanz der Windkraft ist sehr positiv. Im Vergleich zur Photovoltaik ist
der Energiebedarf zur Herstellung von Windkraftanlagen geringer. Bereits in wenigen Mo-
naten hat eine Windkraftanlage diesen wieder hereingespielt. Dann vermeidet sie an einem
Standort in Deutschland Emissionen aus fossilen Kraftwerken von rund 600 Gramm Koh-
lendioxid pro eingespeister Kilowattstunde. Eine einzige 5-Megawatt-Windkraftanlage er-
zeugt an einem guten Standort in 20 Jahren rund 200 Millionen Kilowattstunden an elektri-
scher Energie und kann damit 120 000 Tonnen Kohlendioxid vermeiden.
8.7
Windkraftmärkte
Dänemark gilt zu Recht als Mutterland der modernen Windkraft. Breits im Jahr 1891 baute
der dänische Lehrer Paul la Cour an der Volksschule in Askow eine Windkraftanlage zur
Stromerzeugung. Als in den 1980er-Jahren der heutige Windenergieboom begann, zählten
dänische Firmen von Anfang an zu den Technologieführern. Auch deutsche Firmen waren
von Anfang an mit dabei. Marktführer in Deutschland ist heute die Firma Enercon mit
rund 13 000 Mitarbeitern weltweit. In den vergangenen Jahren konnte China stark auf-
holen. Durch die großen Installationszahlen im eigenen Land zählen die chinesischen
Hersteller inzwischen zu den weltweit größten Windfirmen weltweit.
Die USA erlebten ihren ersten Windkraftboom Ende der 1980er-Jahre, als sie in wenigen
Jahren bereits Tausende von Anlagen errichteten. Anfang der 1990er-Jahre kam der Wind-
kraftmarkt in den USA dann aber wieder fast vollständig zum Erliegen. Durch eine gesetz-
lich geregelte Einspeisevergütung entwickelte sich Deutschland in den 1990er-Jahren zum
 
Search WWH ::




Custom Search