Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Es wird noch einige Jahre dauern, bis ausgereifte Verfahren zur Abtrennung und Lagerung
von Kohlendioxid für kommerzielle Anlagen zur Verfügung stehen. In Deutschland exis-
tieren nur Studien und Prototypanlagen für Forschungszwecke. Die kommerzielle Ein-
führung war ursprünglich für das Jahr 2020 anvisiert [Vat06] . Da die Errichtung von Kohlen-
dioxidendlagern in Deutschland auf ähnliche Akzeptanz wie Atommüllendlager stoßen,
bleibt fraglich, ob hier überhaupt solche Lager entstehen. Außerdem lassen sich alte Kraft-
werke - wenn überhaupt - nur mit sehr großem Aufwand nachrüsten. Aus heutiger Sicht
erscheint die Kohlendioxidsequestrierung daher eher als ein fragwürdiger Legitimations-
versuch für klimaschädliche fossile Kraftwerke.
Das aber wohl wichtigste Argument gegen die Realisierung einer globalen Abtrennung
von Kohlendioxid liegt in der Wirtschaftlichkeit. Durch die Kohlendioxidabtrennung sinkt
generell der Kraftwerkswirkungsgrad. Hinzu kommen Kosten für Transport und Endlage-
rung des Kohlendioxids. Genaue Kostenprognosen sind heute nur schwer zu erstellen. Vie-
le Kostenschätzungen sagen aber Kostensteigerungen für Strom aus fossilen Kraftwerken
auf bis zum Doppelten der heutigen Werte voraus [IPC05] . Für viele Länder der Erde würde
sich damit das Kapitel der Kohlendioxidabtrennung bereits erledigen, bevor es begonnen
hat. Kostenschätzungen für regenerative Kraftwerke zeigen hingegen, dass diese bereits in
relativ kurzer Zeit an vielen Standorten wirtschaftlicher arbeiten werden als fossile Kraft-
werke - egal ob mit oder ohne Kohlendioxidabtrennung.
Vielleicht sind wir aber künftig doch noch auf die Technologie der Kohlendioxidabtren-
nung angewiesen, um die Folgen des Klimawandels beherrschbar zu halten. Kohlendioxid
ließe sich nämlich durch den Anbau von Biomasse in Form von Energiepflanzen binden.
Wird die Biomasse dann in Kraftwerken verbrannt und das dabei wieder entstehende
Kohlendioxid abgetrennt und außerhalb der Atmosphäre endgelagert, könnte es sogar ge-
lingen, den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre wieder zu reduzieren. Deutlich sinnvoller
und erheblich kostengünstiger wäre es aber, den weiteren Anstieg der Kohlendioxidkon-
zentration durch den Einsatz erneuerbarer Energien komplett zu vermeiden.
www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3074.pdf
http://www.ipcc.ch/pdf/special-reports/srccs/
srccs_wholereport.pdf
Hintergrundinformationen zur
CO 2 -Abtrennung und
Speicherung
4.1.4
Atomkraft - Comeback strahlend gescheitert
In fast jeder Klimadiskussion wird immer noch die Kernenergie als möglicher Heilsbringer
ins Gespräch gebracht, obwohl ihr Beitrag zum Klimaschutz schon immer nur gering war.
Nach dem Reaktorunglück in Fukushima scheint die Kernenergie aber zumindest in
Deutschland keine Option mehr zu sein. Die Argumente gegen die Kernenergie wurden
bereits in den vorangegangen Kapiteln dieses Buches näher erläutert. Selbst bei Ausblen-
den der stark unterschiedlich bewerteten Risiken bietet die Kernenergie keine Option für
einen wirksamen Klimaschutz. Die Hauptargumente lassen sich wie folgt zusammenfas-
sen:
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