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ehe auf Platz 15 die Gussstahl-Fabrik
eines gewissen Alfred Krupp auftauch-
te. Doch das änderte sich in den fol-
genden Jahrzehnten.
Das Unternehmen, welches einst 1811
von Friedrich Krupp gegründet wur-
de, wuchs erst während des Siegeszu-
ges der Eisenbahn zu seiner schier
märchenhaften Größe heran. Nach-
dem Krupp die Konstruktion eines
nahtlosen Radreifens gelungen war,
hatte man in jenen Bahn-Blütezeiten
quasi eine „Lizenz zum Gelddrucken“.
Während die Ruhrschifffahrt in den
1850er und 1860er Jahren ihren Hö-
hepunkt erreichte, als man jährlich
mehr als 800.000 Tonnen Steinkohle
transportierte und die Reederei Stin-
nes aus Mülheim die größte deutsche
Handelsflotte betrieb, folgte bald die
Übergabe des Transportszepters an
die Bahn. Die Ruhr, 1850 noch die
meistbefahrene Wasserstraße Euro-
pas, verlor an Bedeutung, da gerade
im Ruhrgebiet das Eisenbahnnetz in
kurzer Zeit zu sehr großer Dichte aus-
gebaut wurde.
Die progressive preußische Wirt-
schaftspolitik im 19. Jahrhundert bil-
dete für die dynamische Industrialisie-
rung des Ruhrgebiets eine wichtige
Rahmenbedingung. Im Unterschied
zu anderen deutschen Gebieten konn-
te sich die Industrialisierung hier radi-
kal und weitgehend kompromisslos
durchsetzen, weil eine gewachsene In-
frastruktur noch nicht vorlag. Vielfach
wurden ja die mächtigen Industrie-
komplexe dorthin platziert, wo vorher
buchstäblich nichts war außer ein paar
grasenden Wildpferden. Der einzige
fabriken. Durch technische Innovatio-
nen wie die Erfindung des Stahlform-
gusses und neuere Methoden der Ver-
kokung wuchs die Stahlindustrie im
Revier beträchtlich und trug langfristig
sowohl zur wirtschaftlichen wie politi-
schen Vormachtstellung Preußens im
Deutschen Reich bei. Der Umstand,
dass vor Ort sowohl Eisenerz wie Koh-
le vorkamen, ermöglichte die effizien-
te Zusammenlegung von Zechen und
Hochöfen zu riesigen Industriearea-
len, die das Erscheinungsbild der Ge-
gend so lange prägen sollten.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts veränderte sich neben dem Gü-
ter- auch der Personenverkehr in der
Rhein-Ruhr-Region. So wurde 1829/
30 auf der Werft von Jacobi, Haniel
und Huyssen in Ruhrort (heute Duis-
burg) das erste deutsche Passagier-
Dampfschiff, die „Stadt Mainz“, ge-
baut. In den folgenden Jahren nahm
die Personenschifffahrt einen mächti-
gen Aufschwung, bis sie später von
der schnelleren und leistungsfähigeren
Eisenbahn abgelöst wurde.
Waren es in anderen deutschen Re-
gionen eher Adlige oder Staatsmän-
ner, die die Geschichte prägten, so
kam im Ruhrgebiet vor allem Indus-
triepatriarchen wie Krupp, Thyssen,
Stinnes, Haniel oder Hoesch zentrale
Bedeutung für die Entwicklung ihres
„Herrschaftsbereichs“ zu.
Um 1840 war im gesamten Essener
Handelskammerbezirk der größte
Steuerzahler zwar noch eine Tuchfa-
brik in Werden, gefolgt von Mühlen,
Brauereien, Apotheken und der Buch-
druckerei und -handlung Baedeker,
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