Travel Reference
In-Depth Information
19. Jahrhundert
Man erschloss überregionale Absatz-
märkte und lieferte die Kohle bereits
bis in die Niederlande und die Schweiz.
Gegen Ende des Jahrhunderts wurde
die Ruhr durch Inbetriebnahme von
Schleusen schiffbar gemacht, wodurch
sich der Transport von Waren erheb-
lich erleichterte. Eigens für den Koh-
lentransport auf der Ruhr und abge-
stimmt auf die Maße der 14 Schleusen
vor Ort entwickelte man ein spezielles
Schiff, die so genannte „Ruhraak“ mit
86 Zentimetern Tiefgang und einer
Ladekapazität von 175 Tonnen. Bis
1870 diente die Ruhrschifffahrt dem
Kohlentransport, ehe man sich endgül-
tig der preiswerteren und schnelleren
Konkurrenz der Eisenbahn beugen
musste.
In die Phase des Siebenjährigen Krie-
ges (1756-1763), der auch das Ruhrge-
biet in Mitleidenschaft zog, fiel die In-
betriebnahme der ersten Eisenhütte
im Revier. Im heutigen Oberhausen-
Osterfeld wurde die Eisenhütte St. An-
tony gegründet. Sie bestand aus
Schmelzofen, Formhaus, Kohlenschup-
pen, Wasserwerk und zwei Wohnhäu-
sern. Man produzierte Gefäße, Ge-
wichte, Metallplatten und Ambosse.
Durch die schnelle technologische
Entwicklung der nächsten Jahrzehnte
veraltete die Anlage St. Antony aber
bald und wurde wegen mangelnder
Rentabilität 1877 endgültig stillgelegt.
An der Wende vom 18. zum 19.
Jahrhundert war die Ruhrregion noch
immer wesentlich landwirtschaftlich
und vom Dorfleben geprägt. Die da-
mals größte Stadt im Ruhrgebiet, Duis-
burg, hatte erst rund 5300 Einwohner.
Das Ende des Heiligen Römischen Rei-
ches und die Säkularisation der geistli-
chen Fürstentümer ordneten in den
Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts
die Landkarte des späteren Ruhrre-
viers neu. Nach dem Zwischenspiel
der napoleonischen Ära sprach der
Wiener Kongress das gesamte Gebiet
dem Königreich Preußen zu. Die Regi-
on gehörte nun teils zur preußischen
Rheinprovinz, teils zur Provinz Westfa-
len. Daraus ergab sich die bis heute
noch bekannte Teilung nach preußi-
scher Ordnung zwischen der Provinz
Westfalen (mit den Regierungsbezir-
ken Arnsberg und Münster) und der
1816 aus den Provinzen Jülich-Kleve-
Berg und Niederrhein neu entstande-
nen Rheinprovinz (mit dem Regie-
rungsbezirk Düsseldorf).
Ab dem 19. Jahrhundert ist die Ge-
schichte des Ruhrgebiets im Wesentli-
chen Industriegeschichte. Drastischer
und schneller als alle anderen Regio-
nen Deutschlands veränderte die In-
dustrialisierung die Gegend an Rhein
und Ruhr.
Neben dem Steinkohlebergbau bil-
dete die Eisen- und Stahlproduktion
das zweite schwerindustrielle Stand-
bein des Ruhrgebietes. Seit den
1840er Jahren waren es auch diese
beiden Bereiche, die gemeinsam mit
dem Eisenbahnbau den Industrialisie-
rungsprozess in Deutschland forcier-
ten. In den folgenden Jahrzehnten
kam es zur Gründung zahlreicher Me-
tall verarbeitender Unternehmen wie
Eisenhütten, Drahtseil- und Gussstahl-
Search WWH ::




Custom Search