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huldigten, ohne aber traditionelle neu-
gotische Elemente vermissen zu lassen
( Ü Dortmund).
ihrem Anschluss ans Eisenbahnnetz
wäre aus dem verträumten Dörfchen
Osterfeld wohl niemals die Großstadt
Oberhausen geworden.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wur-
den die Arbeitersiedlungen im Ruhrge-
biet komfortabler. Wegweisend und
konsequent im Bereich Wohnungsbau
war Krupp in Essen. So ließ Alfred
Krupp 1871 in der Nähe seiner Guss-
stahl-Fabrik Hunderte von Wohnun-
gen für seine Arbeiter bauen und die
Areale bald auch mit Sportanlagen,
Versammlungsräumen und Wochen-
märkten bestücken. Über viele Jahre
hin entstand vor Krupps Fabrik prak-
tisch eine eigenständige Stadt; die
Welt von Krupp übertraf das alte Essen
an Fläche bei weitem. In den Siedlun-
gen Kronenberg, Nordhof und West-
end lebten bald zehntausende „Krup-
pianer“, wie die Werksangehörigen
genannt wurden. Krupp kontrollierte
die Wohnungen, die Lebensmittelver-
sorgung, Ausbildung, Erziehung und
Altersversorgung „seiner“ Arbeiterfa-
milien.
Einer der imposantesten Bauten der
Region am Ende des 19. Jahrhunderts
war das 1899 von Kaiser Wilhelm II.
eröffnete Schiffshebewerk bei Henri-
chenburg am Dortmund-Ems-Kanal.
Diese gewaltige Konstruktion, die bis
1970 in Betrieb war, kann auch heute
noch besichtigt werden ( Ü Waltrop).
Bezogen auf die Zechenkultur stellte
in jener Zeit die Dortmunder Zeche
Zollern II/IV ein Musterbeispiel dar.
Ihre Tagesanlagen erregten Aufsehen
und Bewunderung, da sie dem archi-
tektonischen Zeitgeist des Jugendstils
Bauen für die Massen
Entscheidend für die Entwicklung des
Wohnungsbaus im 19. Jahrhundert
war die explodierende Bevölkerungs-
zahl in den Revierstädten. So hielt der
Essener Oberbürgermeister Erich
Zweigert (1849-1906) das 19. Jahr-
hundert für „die weitaus wichtigste Pe-
riode in der städtischen Entwicklung.
Mit 3000 Einwohnern trat die Stadt in
das 19. Jahrhundert ein, mit 185.000
hat sie es verlassen“. Dementspre-
chend dringlich war die Notwendig-
keit, den Massenwohnungsbau vor-
anzutreiben. Da im Ruhrgebiet, man-
gels eines kapitalkräftigen Bürgertums,
der private Mietwohnungsbau jedoch
nie die Bedeutung erreichte, die er in
anderen deutschen Gegenden hatte,
sahen sich die Unternehmer gefordert,
das Wohnungsproblem auf eigene
Faust anzugehen - die so genannten
„Kolonien“ wuchsen in großem Aus-
maß an allen Ecken des Reviers.
Daneben wurden innerhalb weniger
Jahre ganze Stadtteile neu gegründet.
Es entstanden neue Ortskerne mit Ge-
schäften, Schulen, Kirchen und ande-
ren öffentlichen Bauten in der Nähe
von Zechen oder Hochofenwerken.
Die typische uferlose Stadtlandschaft
des Ruhrgebiets breitete sich aus. Die
rasende Einwohnerzunahme brachte
überdies größere kommunale Aufga-
ben für die Städte mit sich; Behörden
und Verwaltungen wuchsen, was sich
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