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einer bestimmten Temperatur (die mögli-
cher-, aber nicht notwendigerweise nahe an
einem geologischen Prozess liegt)! Durch
geschickte Kombination verschiedener Iso-
topensysteme und verschiedener Minerale
kann man sich diese Unterschiede zunutze
machen und eine ganze Kristallisations- und
Abkühlgeschichte eines Gesteins oder eines
Krustenkomplexes rekonstruieren, was für
das Verständnis der Kinetik von tektoni-
schen Prozessen enorm interessant sein kann
(Abb. 4.121). Die jeweils letzten Abkühlalter
eines Gesteins liefern die in Abschnitt 2.5.9
besprochenen Spaltspurdatierungen an
Apatit, für die die Spontanspaltung des
Urans entscheidend ist. Die partielle Verhei-
lung der Spaltspuren setzt bei 60°C (Abb.
4.123) ein, die komplette Ausheilung bei
120°C, sodass die Schließungstemperatur
dieses Systems bei 60°C liegt.
1300
1250
1200
1000 μm
1150
1100
100 μm
1050
1000
10 μm
950
900
850
800
0,1
1
10
100
1000
Abkühlrate (°C / Ma)
0
4.122 Die Abhängigkeit der Zirkon-Schlie-
ßungstemperatur von der Korngröße in mm
und von der Abkühlrate in K/Ma. Nach Daten
aus Cherniak & Watson (2001).
500
1000
1500
60°C
2000
hat, bei der das oder die Minerale kristalli-
sieren (egal ob magmatisch oder meta-
morph), so erhält man bei der Datierung
mittels dieses Systems das Kristallisationsal-
ter (Intrusions- oder Metamorphosealter) .
Dies ist z.B. der Fall für das U-Pb-System in
Zirkonen aus Graniten, wo Schließungstem-
peraturen von 900°C oder höher genannt
werden. Wenn dies allerdings nicht möglich
(odervielleichtjaauchgarnichtgewünscht)
ist, so erhält man z.B. mit der Rb-Sr-Methode
an Biotiten aus Graniten Abkühlalter ,die
also nicht die Bildung des Gesteins, sondern
seine Abkühlung unter die Schließungstem-
peratur von in unserem Beispiel etwa 300°C
datieren. Wohlgemerkt: der Begriff Abküh-
lung hat hier keinen Bezug zu einem geolo-
gischen Prozess. Man datiert also mittels Ab-
kühlaltern nicht notwendigerweise geologi-
sche Prozesse, sondern das Durchschreiten
2500
4000
100°C
4000
4000
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Alter (Ma)
4.123 Durch die höhere Temperatur in größe-
ren Tiefen verheilen ab etwa 60°C Spaltspuren
in Apatit partiell und ergeben daher in der
Spaltspurdatierung jüngere, d.h. falsche Alter
(siehe Abschn. 2.5.9). Dies ist hier an Daten aus
der Vorbohrung des Kontinentalen Tiefbohr-
programms (KTB) in der Oberpfalz gezeigt.
Nach Wagner & Van den haute (1992).
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