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manchen Subduktionszonen haben marine
Porenwässer auch deutlich niedrigere d 37 Cl-
Werte, bis - 7 ‰. Diese werden als Resultat der
Wechselwirkung zwischen Porenwasser und Si-
likatmineralen entlang eines längeren Fließwe-
ges interpretiert, also quasi als Anzeiger einer
chromatographischen Fraktionierung. Konti-
nentale Fluide und Evaporite dagegen haben
meist d 37 Cl-Werte, die sehr nahe (um 1 ‰) um
Meerwasser liegen. Es wird angenommen, dass
derCI-chondritischeWertvon2,7‰derun-
entgaste Mantelwert, also der Durchschnitts-
wert der irdischen Chlorisotopie war. Dieser
Unterschied zwischen Mantel- und Meerwas-
ser- bzw. Kontinent-Isotopie wird als Folge der
Fraktionierung bei der Mantelentgasung inter-
pretiert. Insgesamt scheint die Chlor-Isotopie
für Festgesteins-Fragestellungen nur einen re-
lativbegrenztenNutzenzuhaben.Daskosmo-
gene Isotop
In Systemen mit radiogenen Isotopen betrach-
tet man meist das Verhältnis eines radiogen
entstandenen heute stabilen Isotops eines Ele-
mentes zu einem nicht-radiogen entstandenen
ebenfalls stabilen Isotop desselben Elements.
Dies hat gegenüber der absoluten Konzentrati-
onsmessung zwei Vorteile: Erstens kann man
mit dem Massenspektrometer ein Verhältnis
durch Peakhöhenvergleich viel leichter messen
als absolute Konzentrationen, die meist mit der
Isotopenverdünnungsmethode gemessen wer-
den (Kasten 4.23), und zweitens sagt die Kon-
zentration eines Elements oder eines Isotops
zunächst einmal gar nicht soviel aus, wenn sie
nicht zu einem Referenzwert in Beziehung ge-
setzt wird (siehe Kasten 4.24). Dies war schon
bei den Spurenelementen in Abschnitt 4.6 an-
geklungen,woalleWerteimmerinBezugz.B.
zu der chondritischen oder zur PAAS-Zusam-
mensetzung gesetzt wurden. Die Änderung ei-
nes solchen Verhältnisses von radiogenen zu
nicht-radiogenen Isotopen erlaubt also direkte
petrogenetische Rückschlüsse, wie wir in die-
sem Abschnitt sehen werden.
Man beachte: das Verhältnis von Mutter- zu
Tochterisotopen ist nicht identisch mit dem
Verhältnis des radiogenen Isotops (das ja selbst
ein Tochterisotop ist!) zu seinem stabilen Isoto-
penpartner. Ersteres involviert nämlich zwei
Isotope verschiedener Elemente, von denen ei-
nesradioaktivist,währendletztereszweiIso-
tope desselben Elementes beinhaltet, die beide
stabil sind. Außerdem ist aufgrund der analyti-
schen Rahmenbedingungen die Messung der
Isotopenverhältnisse desselben Elementes etwa
100-mal genauer als die Messung der Mutter-
Tochter-Verhältnisse.
DerfundamentaleUnterschiedzwischenMe-
thoden mit radiogenen und solchen mit stabi-
lenIsotopenist,dassradiogeneIsotopesich
ständig neu bilden, sich also sozusagen ver-
mehren können (Abb. 4.117). Das gilt selbst in
einem geschlossenen System ohne Interaktion
mit Nachbarsystemen. Dagegen behalten Sys-
teme stabiler Isotope konstante Werte bei,
wenn sie einmal geschlossen sind. Dieser Un-
terschied kann Vor- und Nachteile haben, und
Cl mit einer Halbwertszeit von
308.000 Jahren wird für die Bestimmung des
Bestrahlungsalters
36
von
Meteoriten
benutzt
(siehe Abschn. 4.8.3.9).
4.8 Radiogene Isotope
4.8.1 Einführung
Im Gegensatz zu den Systemen mit stabilen
Isotopen, die in Abschnitt 4.7 besprochen wur-
den, involvieren die Methoden mit radiogenen
Isotopen auch solche Isotope, die radioaktiv,
also instabil sind, und die daher in unter-
schiedlich langen von ihrer Halbwertszeit be-
stimmten Zeiträumen (siehe Kasten 4.2) zerfal-
len. Im Falle von Uran und Thorium geschieht
das in Zerfallsketten, d. h. über unterschiedlich
viele Zwischenglieder. Die radioaktiven Zwi-
schenglieder und die stabilen Endglieder eines
solchen Zerfalls oder einer solchen Zerfalls-
kette sind dann die radiogenen, also durch ra-
dioaktiven Zerfall entstandenen, Isotope. Man
spricht von Mutterisotopen ,dieradioaktivzer-
fallen, und To c ht e r i s o t o p e n , die sich dabei bil-
den, und die entweder stabil sind oder selbst
wieder weiter zerfallen können.
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