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Plagioklas bei niedrigen Drucken nicht mehr
aufschwimmt. Auf der Erde sorgen Drucke
über etwa 4 kbar dafür (Abb. 3.126).
Dieser letzte Abschnitt sollte noch einmal die
Vielfalt an Prozessen beleuchten, die sich auch
und gerade in den „Kuriositäten“ unter den
magmatischen Gesteinen widerspiegeln. Die
komplexe Entwicklung unserer Erde setzt sich
ausalldiesenProzessenzusammenundwir
müssen versuchen, diese Vielfalt und ihre Fol-
gen aus den verschiedenen Gesteinen wie
Detektive herauszulesen. Gesteine und die in
ihnen enthaltenen Minerale sind häufig die
einzigen Spuren, die wir haben, um einen geo-
logischen Prozess aufzuklären. Wer geologi-
sche Prozesse wirklich verstehen will, muss
verschiedene Methoden kombinieren und über
regionale Geologie, Erdgeschichte und Geophy-
sik genauso Bescheid wissen wie über die Zu-
sammensetzung, Stabilität und Veränderung
von Mineralen und Gesteinen.
3.125 Erklärung der Homogenität der Feldspat-
zusammensetzung in Anorthositen. Aufstieg und
Fraktionierung von basaltischen Schmelzen ha-
ben gegenläufige Effekte, die sich in ihrer Wir-
kung auf die Plagioklaszusammensetzung gerade
aufheben, sodass über weite Strecken der Basalt-
entwicklung ein Feldspat sehr eng begrenzter Zu-
sammensetzungsvariation gebildet wird. Nach
Longhi et al. (1993).
nerale sind zu großen Teilen an der Kruste-
Mantel-Grenze zurück geblieben, sodass die
heutesichtbaren,inderKrustesitzendenGe-
steine ungewöhnlich reich (nach den Nomen-
klaturregeln streng genommen über 90 %) an
Plagioklas sind. Der Plagioklas bildet große
Kristalle (bis Metergröße) und nur interstitiell
finden sich relativ eisenreiche Minerale wie
z.B. Pyroxene. Diese repräsentieren die Rest-
schmelze innerhalb des aufsteigenden Plagio-
klasbreies, können aber zur Abschätzung der
Kristallisationstemperatur verwendet werden
(siehe Kasten 3.26).
SowohlfürdieEntstehungderlunarenwie
auch der proterozoischen Anorthosite ist also
das Aufschwimmen von Plagioklas auf einer
dichteren Basaltschmelze von zentraler Bedeu-
tung. Auf dem Mond wird dies durch die ext-
rem niedrigen Wassergehalte der Schmelze
hervorgerufen. Schon 0,1 % Wasser erniedrigen
dieDichtederBasaltschmelzesodeutlich,dass
3.126 Der Dichtekontrast zwischen Basaltschmel-
zen und Plagioklas in Abhängigkeit von Druck und
H 2 O- bzw. CO 2 -Gehalt der Schmelze. Auf wasser-
freien Basaltschmelzen schwimmt Plagioklas jeder
Zusammensetzung bei allen Drucken auf, bei Dru-
cken über etwa 6 kbar muss Plagioklas aber sogar
auf den wasserreichsten vorstellbaren Basalt-
schmelzen aufschwimmen. Nach Lange (1992) mit
Plagioklasdaten aus Gottschalk (1997).
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