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durch rein krustale Aufschmelzung, durch die
Fraktionierung (Abschnitt 3.9.2) aus Basalten
und durch die Aufschmelzung von in der Un-
terkruste erstarrten basaltischen Gesteinen
entstehen. Letzteres stellt gewissermaßen einen
hybriden Fall zwischen krustaler und mantel-
derivierter Entstehung dar. Diese Vielfalt an
Möglichkeiten rechtfertigt einen eigenen Ab-
schnitt über granitoide Gesteine und ihre geo-
chemische Klassifikation.
Granitoide Gesteine umfassen nicht nur Gra-
nite, sondern auch Granodiorite, Alkaligranite,
Syenite, Diorite, Monzonite und Tonalite und
deren vulkanische Äquivalente, also einen gro-
ßen Teil des oberen Dreiecks im Streckeisendia-
gramm (siehe Abb. 1.13 und 1.14). Es ist sinn-
voll, diese leicht verschiedenen Schmelztypen
miteinander zu betrachten, da sie in der Natur
ineinander übergehen können. Das K-Feldspat/
Plagioklas-Verhältnis und der mengenmäßige
Anteil an Quarz können stark variieren, ohne
dass dies automatisch einen grundlegenden
Unterschied in ihrem Entstehungsprozess an-
zeigt. Im Folgenden werden um der besseren
Lesbarkeit willen die vulkanischen Äquivalente
nicht ständig genannt, doch wenn z. B. von
GranitendieRedeist,solltemandieRhyolithe
auch im Hinterkopf haben.
WiedieBasalteunterscheidensichauchGrani-
toide aus unterschiedlichen tektonischen Mili-
eus in ihrer chemischen Zusammensetzung
und Mineralparagenese. Wie bei den Basalten
hängt dies damit zusammen, dass unterschied-
icheAusgangsgesteineaufgeschmolzenwer-
den. Von besonderer Bedeutung ist hierbei der
jeweilige Anteil an Krusten- und Mantel-
schmelze, der in einem spezifischen Granitoid-
typ an der Gesamtzusammensetzung beteiligt
ist. Diese Erkenntnisse führten zu zwei weit
verbreiteten Klassifikationen insbesondere plu-
tonischer Granitoide aufgrund chemischer Kri-
terien (Kasten 3.18 und 3.19).
Granitoide werden grob tektonisch klassifi-
ziert, nämlich in orogene ,derenEntstehung
mit Gebirgsbildungen zusammen hängt, ano-
rogene , bei denen dies nicht der Fall ist, und
Übergangsgranitoide ,beidenendieEntste-
hung nicht klar zugeordnet werden kann (Abb.
3.73). Diese Einteilung ist leicht mit der in Ab-
schnitt 3.9.1. gewählten tektonischen Klassifi-
kation für Magmatismus zu korrelieren. Grani-
toide aus kompressiven und extensionalen tek-
tonischen Milieus entsprechen den orogenen
und anorogenen Graniten und die Übergangs-
granitoide sind dem postkollisionalen Stadium
einer Orogenese zuzuordnen. Im Folgenden
betrachten wir diese tektonisch definierten Ty-
pen von Granitoiden.
Orogene Granitoide in kompressiven tektoni-
schen Milieus kommen in Inselbögen, an akti-
ven Kontinenträndern und in kontinentalen
Kollisionsorogenen vor (Abb. 3.73). Während
in ozeanischen Inselbögen die Menge an Grani-
toiden relativ klein im Vergleich zur Menge an
Basalten und Andesiten ist, kommen an kon-
vergenten Kontinenträndern und in Kollisions-
orogenen zum Teil gewaltige Mengen an grani-
toidenGesteinenvor.InGebirgenwiedenAn-
den, also an konvergenten Kontinenträndern,
überwiegen eher I-Typ-Granitoide, insbeson-
dere Granodiorite, während in Kollisionsoro-
genen eher S-Typ-Granite verbreitet sind. To-
nalite können in allen drei orogenen Milieus
vorkommen. Die Anden sind für ihre gewalti-
genBatholithebekannt(Abb.3.74),riesigegra-
nitoideKörper,diehäufigmitErzlagerstätten,
insbesondere für Kupfer und Zinn, vergesell-
schaftetsind.GranitoideGesteineundderan-
desitische Vulkanimus in Inselbögen sind
ebenfalls häufig mit Kupfer-, daneben aber
auch mit Gold- und Tellur-Vererzungen ver-
knüpft.
Die Beteiligung von Mantelschmelzen an der
Granitentstehung nimmt von Kollisions- über
Kontinentrand- zu Inselbogengranitoiden zu,
wiesieauchvonGranitüberGranodioritezu
Tonalit zunimmt. Die meisten Kontinentrand-
und Inselbogengranitoide sind als Mischungen
von Mantelschmelzen aus dem Mantelkeil oder
dem obersten Teil der subkontinentalen Litho-
sphäre und krustalen Schmelzen aus der loka-
len Anatexis (partiellen Aufschmelzung) der
Unterkruste anzusehen (Abb. 3.73). Mitteleu-
ropa ist voll von (meist S-Typ) Kollisionsgrani-
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