Geology Reference
In-Depth Information
Kasten 3.18 Die Klassifikation von Graniten nach Chapell &
White (1974)
Aufgrund geochemischer Kriterien, insbe-
sondere dem Alkalien-Aluminium-Verhältnis
(Kasten 3.19) und der Sr-Isotopie (Kasten
3.17) sowie aufgrund von Unterschieden des
Auftretens im Gelände wurde 1974 eine Ein-
teilung granitoider Gesteine in I-, S- und A-
Typ Granite vorgeschlagen. S-Typ kommt
von „sedimentary source“, also „aus S edi-
menten erschmolzen“, I-Typ von „ ig neous
source“ (igneous ist das englische Wort für
magmatisch), also aus Magmatiten er-
schmolzen oder durch Fraktionierung von
Magmatiten entstanden, und A-Typ steht
für „ a norogenic“, also ohne Gebirgsbildung
entstanden. Es fällt auf, dass diese Kriterien
nicht kompatibel sind, da sie z.T. auf die
Quelle, z. T aber auch auf die Tektonik oder
das Fehlen derselben Bezug nehmen, doch
so hat es sich eingebürgert.
Granite, die sich in alpinotypen Kollisions-
orogenen bilden, sind häufig aus Sedimen-
ten erschmolzen worden, d.h. durch Migma-
tisierung bzw. Anatexis einer sedimentär do-
minierten Unterkruste entstanden. Diese
meist peralumischen S-Typ-Granite sind er-
kennbar durch ihren Gehalt an Al-reichen
Mineralen wie Granat, Cordierit oder Hell-
glimmer ( Zweiglimmergranite ). Ökonomisch
wichtig in dieser Gruppe sind Leukogranite,
die nur einen sehr kleinen Anteil an mafi-
schen Mineralen enthalten, dafür aber mit-
unter hohe Anreicherungen u. a. an Zinn,
Fluor, Wolfram, Beryllium und Lithium. Mit
diesen Graniten sind auch so genannte
Greisen “ assoziiert (Abschnitt 3.9.3).
I-Typ-Granitoide bilden sich bei der Kristalli-
sation von basaltischen Gesteinen (fraktio-
nierte Kristallisation, siehe Abschnitt 3.9.2)
oder durch die Aufschmelzung magmati-
scher Edukte. Sie sind selten echte Granite,
sondern Granodiorite oder Tonalite und
zeichnen sich durch eine Reihe von Spuren-
elementcharakteristika aus. Echte I-Typ-Gra-
nite sind meist metalumische Biotitgranite
(bisweilen mit Amphibol oder Pyroxen), die
im Gelände von den S-Typ-Graniten schwer
oder gar nicht unterscheidbar sind. Wie die
S-Typ-Granitoide sind auch die I-Typ-Granito-
ide in Kollisionsorogenen verbreitet, doch
dominieren sie eher in andinotypen Gebir-
gen, während S-Typ-Granite eher für Konti-
nent-Kontinent-Kollisionen typisch sind, al-
lerdings ausgerechnet mit der Ausnahme
der Alpen. An mittelozeanischen Rücken
und an Hotspots kennt man sehr kleine
Mengen von I-Typ-Granitoiden, die durch
partielles Schmelzen von Gabbros unter was-
serreichen Bedingungen entstehen. Diese
werden „Plagiogranite“ und „Granophyre“
genannt, sind aber K-Feldspat-arme Grano-
diorite und Tonalite.
A-Typ-Granitoide schließlich scheinen keinen
unmittelbaren Zusammenhang zu tektoni-
schen Prozessen zu zeigen. Diese Gruppe
umfasst unterschiedliche, meist metalumi-
sche bis peralkaline Typen, die durch ver-
schiedene Prozesse entstehen. Am bekann-
testen sind die Rapakivigranite mit ihren zo-
nierten, eiförmigen Feldspäten (siehe in Ka-
pitel 1 bei Granit), die man häufig als zie-
rende Natursteine an Banken und Versiche-
rungsgebäuden sehen kann. Benannt sind
sie nach einer finnischen Lokalität. Mangeri-
te und Charnockite (siehe in Kapitel 1 bei
Granit) sind wasserarme A-Typ-Syenite und
-Granite, von denen wegen des C harnockits
bisweilen auch als C-Typ-Granitoide gespro-
chen wird.
ten (Abb. 3.75), die im Schwarzwald, im Oden-
wald, im Bayerischen Wald, in den Vogesen, im
Harz, im Fichtelgebirge und im Erzgebirge vor-
kommenundauchindenPyrenäenundim
Gotthard- und Aaremassiv der Zentralalpen
verbreitet sind. Im Gegensatz zu diesen varis-
kischen Graniten aus der Zeit zwischen 340
und290MillionenJahrenfehlenjüngereGra-
nite außerhalb der Alpen vollständig und auch
in den Alpen haben sie nur eine erstaunlich ge-
ringe Verbreitung. Die zwei größten magmati-
schen Körper der Alpen, der Bergell- und der
Adamellopluton in den italienischen Alpen
(Abb. 3.26), sind überwiegend granodioriti-
Search WWH ::




Custom Search