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Schema Toscana
Die schweren Böden schimmern in
satten Gelb- und Brauntönen, Häuser
und Bauten scheinen buchstäblich aus
ihnen emporzuwachsen, sind von ih-
nen oft kaum zu unterscheiden. Kein
Wunder, da sie aus dem gleichen Ma-
terial bestehen: terra cotta, gebackene
Erde. Häuser und Bauten sind schlicht,
simpel, rechteckig oder quadratisch;
nach dem einfachen Grundmodell der
Scheune, la capanna. Schmucklos,
trutzig, mit flachem Giebel und offe-
nem Dachstuhl, Vorbild gleicher-
maßen für case coloniche, Bauernhäu-
ser, wie für einschiffige Abteien und
romanische pievi, Pfarrkirchen, und
wiederum zurückgehend auf die „klas-
sische“ Einfachheit und geometrische
Strenge der frühantiken Formen des
Hauses und des Tempels. „Gebets-
scheunen“ hat man sie auch genannt,
die einfachen, klaren Bauten der Fran-
ziskaner, Dominikaner oder Serviten,
erschaffen weniger zum höheren Ruh-
me Gottes (der Kirche, der Kommune,
des Bistums, des adeligen Bauherrn),
sondern lediglich „umschlossener
Raum“ für Andacht, Kontemplation
und stilles Gebet.
Auch dies, wenn man so will, eine
Art der Renaissance. Klassische Ein-
fachheit, geometrische Strenge, Form
und Funktion. Deutlich weniger als das
übrige Italien hat sich die Toscana nor-
dischen (gotischen) wie orientalischen
(byzantinischen) Einflüssen unterwor-
fen. Das Maß aller Dinge bleibt der
Mensch.
Punkt - Punkt - Komma - Strich. Auch
wer noch nie in der Toscana war, er-
kennt das Schema auf Anhieb. Sanfte
Hügelkuppen. Olivenbäume. Ein ein-
sames, erdfarbenes Bauernhaus, um-
ringt von hoch aufragenden Zypres-
sen, die schwarz das samtene Blau des
Himmels durchschneiden. Schnell ist
das Bild der Toscana fertig. Und wie
leicht, es auf Anhieb zu identifizieren.
Emblem - Piktografie - Design. An-
mut und Schlichtheit. Flächen und
Linien. Klare, einfache, geometrische
Formen. Die Kegel und Ovale der Hü-
gel, der strenge Kubismus der case co-
loniche , der Bauernhäuser, die hellen
Trapeze der Weizen- und Sonnenblu-
menfelder, die parallelen Reihen der
Rebstöcke, die schlanken Vertikalen
der Zypressen, die Horizontalen und
Diagonalen von Pfaden, Wegen und
Alleen. Gedeckte, pastellige Farben.
Die meiste Zeit des Jahres liegt der
diffuse Dunstschleier des sfumato
über Hügeln und Flusstälern. Das Grün
der Weiden und Wiesen ist selten kräf-
tig, intensiv, Olivenblätter flimmern sil-
brig-matt im stärksten Sonnenlicht.
Typische casa colonica in der Crete
 
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