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Von der letzten Phase der Besiedlung
sind über etruskischen und römischen
Ruinen die Grundmauern eines Turms
der Aldobrandeschi-Festung (9. Jh.)
und einer frühchristlichen Kirche mit
Glockenturm und Taufbecken erhalten
- entstanden aus den Trümmern der
Antike, vermengten sie sich wieder mit
denselben nach dem Niedergang Ro-
selles 1138 und der Verlegung des Bi-
schofssitzes nach Grosseto.
19. Jh.s, als die Habsburger begannen,
die Stadt zu erweitern und zu verschö-
nern, verloren sich kaum viel mehr als
3000 Einwohner in der riesigen Fes-
tung, die die Medici dreihundert Jahre
zuvor (1574-1593) in den Schwemm-
sand des Ombrone-Flusses gesetzt
hatten. Den Aufstieg zu einer weit
über ihre mittelalterlichen Dimensio-
nen hinausschießenden Handels- und
Landwirtschaftsmetropole verdankt
Grosseto erst dem 20. Jh., nachdem es
den vereinten Kräften von Mussolinis
Zwangsarbeitern (in den 1930er Jah-
ren) und dem amerikanischen Insek-
tenkiller DDT (in den 1950er Jahren)
gelungen war, die fiebrigen Sümpfe
rund um die Stadt trockenzulegen.
e
Museum
Parco Archeologico di Roselle. Das Frei-
lichtmuseum ist tgl. ab 9 Uhr geöffnet, im
Sommer (März bis Okt.) bis 19.30, im Winter
bis 17.30 Uhr. 4
.
Grosseto
Ü XIV-XV/B2-3
d
Geschichte
Die Umwandlung der mediceischen
Stadtmauer in einen öffentlichen Wall-
garten durch Großherzog Leopold II.
(1835) hat Grosseto nicht zu Unrecht
den Beinamen Piccola Lucca oder
Lucca der Maremmen eingetragen.
Tatsächlich hat sich Grosseto einen
angenehmen provinziellen Charakter
bewahrt, liegen Anmut und Fäulnis,
Rückständigkeit und Rebellion auch
hier nahe beieinander. Nicht umsonst
gilt die Hauptstadt der größten tosca-
nischen Provinz in der Szene als Hoch-
burg von Punk, Trash, Drogen und
American Football.
Als zur Medici-Zeit hochrangige
Sträflinge die Wahl zwischen den Ver-
liesen Volterras oder einem Amt in
Grosseto hatten, soll es nicht wenige
gegeben haben, die dem Kerker den
Vorzug gaben. Und noch Mitte des
Grossetos Geschichte begann als Post-
station und Kastell an der Via Aurelia.
Nach der Zerstörung Roselles durch
die Sarazenen (935) verlegte Papst In-
nozenz II. den Bischofssitz 1138 kur-
zerhand nach Grosseto, das sich dar-
aufhin als Festungsstadt und Zentrum
der Salzgewinnung entwickelte.
Bis 1336, als Grosseto von Siena ge-
schluckt wurde, herrschte das Feudal-
geschlecht der Aldobrandeschi über
die Stadt, nach Sienas Niederlage ge-
gen Florenz fiel sie 1559 an das Her-
zogtum Toscana. Die Medici ließen
nach bewährtem Muster eine Festung
mit einem rundum laufenden Back-
steinwall errichten, doch dem Sumpf-
fieber wurden auch sie nicht Herr. Ab
Mitte des 18. Jh.s versuchten es die
Lothringer und Habsburger, aber erst
 
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