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Galileo Galilei
Eppur si muove , „Und sie bewegt sich doch“. Die trotzigen Worte vor dem Inquisitions-
tribunal gehören zu Galileos Legende wie der Schiefe Turm und der Bronzeleuchter im
Pisaner Dom.
1564 als ältester Sohn einer adeligen, aber verarmten florentiner Familie in Pisa gebo-
ren, entdeckte Galileo während des Medizinstudiums sein Interesse an der Mathematik
(zu der damals noch Astronomie und Physik zählten) und setzte sein Studium in Florenz
fort. Mit 25 lehrte er bereits in Pisa und unternahm seine bahnbrechenden Untersu-
chungen zur Schwerkraft (Fall- und Pendelbewegungen), mit 28 wurde er Professor in
Padua und bekannte sich erstmals öffentlich zu dem von Copernicus (und von Kepler in
Deutschland) vertretenen Weltsystem, nach dem die Erde sich um die Sonne als Mittel-
punkt des Universums bewegt. Dank der Weiterentwicklung des in Holland erfundenen
Fernrohrs erforschte er die Mondphasen, die Sonnenflecken und die Sterne der Milch-
straße und entdeckte 1610 drei Jupitermonde, die er nicht ohne Berechnung „Medicei-
sche Sterne“ taufte, da er sich um den Posten des Ersten Mathematikers und Philoso-
phen am Hof des Großherzogs in Florenz beworben hatte.
1615 wurde Galileo erstmals nach Rom zitiert und „ermahnt“, seine Lehren stünden
im Widerspruch zur Bibel. Verboten wurde ihm jedoch nichts, im Gegenteil; 70 Jahre
nach Copernicus' Tod wurde dessen Weltbild selbst innerhalb der Kirche längst offen
diskutiert, wenn auch nur als Hypothese , nicht als Fakt. Als Galileo in seinem „Dialog
über die Weltsysteme“ (1632) die copernicanische Lehre dennoch empirisch zu be-
gründen versuchte, wurde der mittlerweile 70-jährige von neuem vor das Inquisitionstri-
bunal befohlen. Der begnadete Polemiker und Querulant, der selbst seinen Gönner,
Papst Urban VIII. gegen sich aufbrachte (Urban hatte den Druck der Schrift, in dem er
sich nun als Simplicio verspottet sah, zuvor ausdrücklich befürwortet), war einen Schritt
zu weit gegangen. Als Galileo abschwor, war jedem klar, dass er log (er sah jedoch we-
der ein Folterinstrument noch war die Rede davon, ihn zu verbrennen). Die Kirche hatte
ihr Gesicht gewahrt.
Die letzten sieben Jahre seines Lebens verbrachte der zuletzt nahezu erblindete Gali-
leo im Hausarrest seiner Villa in Arcetri in den Hügeln oberhalb von Florenz, wo er am
8. Januar 1642 starb. Erst 360 Jahre nach seinem Tod, 1992, rang die katholische Kirche
sich dazu durch, den großen Gelehrten formell zu rehabilitieren und ihren „Irrtum“ ein-
zugestehen.
 
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