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Herkules heraus, die erste bekannte
Aktfigur seit der Antike. Die fünf Re-
lieftafeln der Brüstung erzählen le-
bensnah, noch ohne die gotische Fein-
heit, aber auch ohne die enge Ge-
drängtheit der Domkanzel Giovannis,
von Geburt Jesu, Anbetung der Köni-
ge, Darbringung im Tempel, Kreuzi-
gung und Jüngstem Gericht. Pisano
ließ sich erkennbar von den römischen
und etruskischen Sarkophagen des
Gräberfelds inspirieren, die er damals
noch täglich vor Augen hatte (sie wur-
den erst 1279 in den Camposanto
überführt) - die gebärende Maria er-
innert in Haltung und Kopfschmuck
deutlich an die Verstorbenen auf etrus-
kischen Urnendeckeln, und die herbe
Madonna der Königsanbetung findet
ihr unmittelbares Vorbild im Phädra-
Sarkophag im Camposanto.
ein kleines griechisches Rundtempel-
chen - passen sich in vollkommenem
Einklang den übrigen Bauten des Plat-
zes an (statt mit einer auftrumpfenden
„gotischen“ Vertikalen den Kontrast zu
betonen). Ein dezidiertes Gespür für
Maß und Harmonie, den Wegbereitern
der „Wiedergeburt der klassischen An-
tike“, war jedenfalls selbst den als ehr-
geizig und hoffärtig geltenden Pisa-
nern nicht abzusprechen.
Wollte man Statikern und Statisti-
kern trauen, dürfte der „Schiefe Turm“,
an dem schon Galilei seine helle Freu-
de hatte, als er vor mehr als 400 Jah-
ren von seiner Plattform aus die Geset-
ze des freien Falls erkundete, schon
längst nicht mehr stehen. Zumal in
den letzten beiden Jahrhunderten
wurden tausendfach Anstalten unter-
nommen, ihn zu „retten“ oder zumin-
dest sein weiteres Einsinken in den
weichen Untergrund zu stoppen, je-
doch mit unterschiedlichem, teilweise
auch gegensätzlichem Erfolg. 1990
wurde der Zugang zum Turm vollends
gesperrt, und kaum jemand hätte für
möglich gehalten, dass nach etwas
mehr als einem Jahrzehnt wieder Be-
sucher die 293 Stufen seiner Wendel-
treppe erklimmen könnten.
Bonnano , der Meister der Domtüren,
begann mit dem Bau des Turms 1173.
Rund zehn Jahre später war er bis zum
dritten Stock gewachsen, neigte sich
in dem sandigen Terrain aber bereits
derart zur Seite, dass die Arbeiten ein-
gestellt wurden. (So viel zur „Legende“,
der Torre Pendente sei von seinen Er-
bauern „mit Absicht“ schief konstru-
iert worden.) Erst 100 Jahre später,
Campanile
Die schneeweiße „Säulensäule“ wä-
re auch ohne ihre berühmte Schräg-
lage einmalig und unterscheidet sich
deutlich von allen anderen Kirchtür-
men der Welt. Ihre Blendbögen und
auf sechs Galerien gleichförmig gereih-
ten Marmorarkaden - jede einzelne
Anatomie eines Weltwunders
Höhe /Gewicht 54,73 m , 14.500 t
Basisdurchmesser 18 m
Neigungswinkel 5° 28'
Überhang 1998 4,86 m, seit 2001 4,1 m
Säulen 180
Bauphasen
1173-1184 Stockwerke 1-3
1277-1284 Stockwerke 4-6
1350-1352 Glockengeschoss
 
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