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Einführung
hätte womöglich anstelle von Florenz
die Führungsrolle in der Toscana über-
nommen, wäre nicht bereits im Lauf
des 13. Jh.s die Lagune verlandet, so-
dass Pisa sich vom Meer, der Quelle
ihres Reichtums, zunehmend abge-
schnitten sah und der wachsenden
Konkurrenz zu See (Genua) wie zu
Land (Florenz, Siena) bald nichts mehr
entgegenzusetzen hatte. Ohne ihre
Universität, die sie seit 500 Jahren am
Leben erhält (und die sie ausgerech-
net ihren einstigen Todfeinden, den
Medici, verdankt), wäre Pisa heute
wahrscheinlich wirklich nichts weiter
als ein großer zubetonierter Parkplatz
rund um das eine , das alle von ihr wol-
len: den Turm, den Vermaledeiten.
„Sismondi vergleicht den Turm mit der
gewöhnlichen Darstellung des babylo-
nischen Turmes in Kinderbüchern. Das
ist ein glückliches Bild und gibt einen
besseren Begriff von dem Gebäude als
ganze Kapitel ausführlichster Beschrei-
bung. Der Turm hängt jedenfalls so
sehr, wie es sich der anspruchsvollste
Tourist nur wünschen kann.“ (Charles
Dickens, 1845)
Alle wollen von ihr nur „das eine“ - den
Torre Pendente sehen. Ein schweres
Erbe für eine Stadt, deren Glanzzeit
zwar 800 Jahre zurückliegt, aber einmal
eine Weltstadt war wie heute New York,
Hongkong oder Singapur. Allein der
Bushalteplatz vor dem Campo dei Mira-
coli ist größer als das „Feld der Wun-
der“ selbst, und zusammengenom-
men bilden sie für die überwiegende
Zahl der Besucher praktisch alles, was
sie von der Stadt zu sehen bekommen.
Aber Pisa ist mehr als nur der „Schie-
fe Turm“ - eine junge und lebendige
Handels- und Universitätsstadt von
rund 100.000 Einwohnern, die zwar
sichtlich von vergangener Größe
zehrt, aber stolz und selbstbewusst ge-
nug ist, ihr eigenes Leben zu leben.
Pisa, und nicht Florenz oder Siena, war
die erste bedeutende Stadtrepublik
der Toscana, und ihre Pionierleistun-
gen in Sachen Politik, Ökonomie und
Kultur wurden zum Vorbild aller ande-
ren. Wie Venedig ursprünglich eine
Lagunenstadt mit direktem Zugang
zum Meer, war Pisa eine der wichtigs-
ten Seemächte des Mittelalters und
Geschichte
Vermutlich eine Gründung der Grie-
chen im 7. Jh. v. Chr., besiedelten spä-
ter Etrusker den Lagunenort und ga-
ben ihm den Namen Pisa („Mund“
von Arno und Serchio). Die Römer
legten einen ersten, befestigten Hafen
an (Portus Pisanus) , der später als Flot-
tenstützpunkt und Handelsbasis dien-
te. Nach dem historischen Sieg 1063
über die Sarazenen bei Messina und
Palermo stieg Pisa zur führenden See-
macht des Mittelmeers auf und be-
gann gleich darauf mit dem Bau des
größten und glanzvollsten Doms der
Christenheit. 200 Jahre währte die Blü-
tezeit der Stadt, während der Pisa zu-
sammen mit Venedig zur ersten eu-
ropäischen Kolonialmacht seit den Rö-
mern aufstieg. Die Kreuzzüge, in den
Augen der Pisaner nichts weiter als un-
 
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