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Winter und Frühjahr in einen reißen-
den Strom. Am Zusammenfluss von
Aulla und Magra war das im Zweiten
Weltkrieg stark ramponierte
Aulla
(23 km) bereits zur Zeit der Rompilger
ein bedeutender Verkehrsknoten-
punkt. Die imposante, viereckige
Bru-
nella
-Burg entstand im 16. Jh., nach-
dem Genua den Ort den Malaspina
abgekauft hatte. Für Naturfreunde in-
teressant ist das
Museo di Storia Natu-
rale
in der Festung, das anschaulich
Flora und Fauna der Lunigiana (Botani-
scher Garten, Terrarien und Aquarien)
vorführt und erläutert.
Rund 9 km hinter Aulla zweigt die
kurvenreiche Passstraße SS 446 ab,
auf der man nach 12 km zu dem auf
einem malerischen Felskamm ausge-
breiteten Burgdorf
Fosdinovo
gelangt,
dem einstigen Stammsitz der Malaspi-
na. Die gewaltige, in ihrem Kern seit
1340 nahezu unveränderte
Rocca Ma-
laspina
(520 m) war 1306 eine der
vielen Stationen von Dantes Exil. Deut-
lich zu erkennen die unterschiedlichen
Bauphasen des ungewöhnlich gut er-
haltenen Schlosses (im 16. und 17. Jh.
im Renaissancestil erweitert), das noch
heute von einem Zweig der Malaspina
bewohnt wird. Im Innern „Dantes Ge-
mach“ und Sammlungen mittelalter-
licher Waffen und Liebhaberobjekte
(s. „Museen“).
Von hier sind es 8 km bis zur Via Au-
relia und 14 km nach Carrara.
Luni,
der Ort, der der Lunigiana ihren Na-
men gab, liegt heute weitab vom Ge-
schehen zwischen Autostrada und Via
Aurelia inmitten duftiger Wiesen und
Äcker.
Die Frankenstraße
Über mehr als sieben Jh. hinweg ver-
band die
Via Francigena
Mitteleuropa
mit Italien, mit Rom. Die wichtigste
Handels- und Pilgerstraße des Mittelal-
ters wurde um 600-700 von den Lan-
gobarden als Verbindungsweg zwi-
schen Pavia, ihrer oberitalienischen
Hauptstadt, und Rom angelegt, und im
9. und 10. Jh. von den Franken weiter
ausgebaut. Da weite Strecken des al-
ten römische Straßennetzes durch ver-
sumpfte Tiefebenen führten, musste
ein Weg über die Hügel geschaffen
werden, der auch besser vor Überfäl-
len und Plünderungen, etwa durch By-
zantiner und Sarazenen, zu schützen
war. An strategisch wichtigen Stellen
entstanden befestigte Kastelle, Abteien
und Pilgerhospize, die zu größeren, z. T.
noch existenten Ortschaften wurden.
Lange nahezu in Vergessenheit gera-
ten, ist die alte Pilgerstraße seit einigen
Jahren wieder in den Blickpunkt des
Interesses gerückt. Ihr Verlauf ist dank
der detaillierten Wegbeschreibung des
Erzbischofs von Canterbury, der die
beschwerliche Reise zum Grab des
Apostels Petrus nach Rom im Jahre
994 unternahm, ziemlich exakt rekon-
struierbar: Von Oberitalien (Pavia, Par-
ma) kommend erreichte sie die Tosca-
na am 1039 m hohen
Cisa-Pass
(par-
allel zur heutigen Autostrada Parma-La
Spezia) und folgte dem Flussbett der
Magra bis ans Meer. Von
Luni
aus,
dem einstigen Marmorhafen der Rö-
mer, stimmte sie bis
Pietrasanta
mit
dem Verlauf der antiken Via Aurelia
überein, ehe sie über
Camaiore
nach
Lucca,
der Residenz der Langobarden,
abzweigte. Über
San Miniato, San Gi-
mignano, Colle di Val d'Elsa
und
Monteriggioni
erreichte sie
Siena,
von dort verlief sie weitgehend auf den
Pfaden der römischen
Via Cassia
und
führte über
Bagno Vignoni
und
Radicofani
nach Latium und Rom.