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Lunigiana
siert, um Wegezoll gestritten und um
Landbesitz gekämpft. Vom 12. bis weit
ins 18. Jh. hinein beherrschte der Mark-
grafenclan der Malaspina („böser Sta-
chel“, welch treffender Name!) das
einträgliche Tal und erwies sich als
wahrer Weltmeister im Burgenbauen.
In Pontremoli , Filattiera (7 km), Villa-
franca (12 km), dem ummauerten Filet-
to (14 km), Bagnone (18 km), Aulla
(23 km) etc.
Die lange Zeit in Vergessenheit ge-
ratene Pilgerroute führt parallel zur
Autostrada A 15 über den 1039 m ho-
hen Cisa-Pass, folgt dem Flussbett der
Magra und erreicht nach kurzem das
im Tal sich ausbreitende Pontremoli,
das historische und kulturelle Zentrum
der Lunigiana mit verwitterten alten
Mühlen, Brücken und Gassen rund um
den barocken Dom mit der weithin
leuchtenden grünen Kuppel. Die „Stadt
der Bücher“ (10.500 Einw.), seit Alters
Heimat der bancarelle , der fahrenden
Buchhändler, vergibt noch heute ei-
nen bedeutenden Literaturpreis. Im
Zentrum der Torre del Campanone , ne-
ben dem Glockenturm des Doms ein-
ziges Überbleibsel der Zwingburg Cas-
truccio Castracanis, die 1320 die in Gu-
elfen und Ghibellinen zerstrittene Stadt
in zwei Hälften zerschnitt. Im 16. Jh. er-
richteten die Malaspina am höchsten
Punkt (240 m) das Castello del Piagna-
ro (Innenhof, Brunnen und Kapelle ent-
standen rund 200 Jahre später), in dem
heute eines der ungewöhnlichsten Mu-
seen der Toscana eingerichtet ist (s. u.
„Museum der Statuen und Stelen“).
Im Sommer kaum mehr als ein Ge-
röllbett, verwandelt sich die Magra im
„Toscana“ steht dran, aber man glaubt
es kaum. Wer über die Autostrada
Parma - La Spezia in die Toscana ein-
reist, reibt sich zunächst verwundert
die Augen. Keine Zypressen und Oli-
venhaine, stattdessen dichte, unbe-
rührte Mischwälder mit kargen Wei-
den und verfallenen Höfen, und am
Straßenrand verhärmte Frauen in ge-
blümten Kitteln, die Steinpilze, Brom-
beeren oder Schafskäse an die Vor-
überfahrenden verhökern.
Das Land der 100 Burgen (tatsäch-
lich sind es noch viel mehr), das klingt
romantisch, doch die Wirklichkeit sieht
anders aus. Über die Via Francigena,
die Frankenstraße (s. Exkurs), zogen
jahrhundertelang Raubritter und Heer-
scharen durch das enge Magra-Tal gen
Süden, mordend, plündernd, Bastio-
nen, Wehre und Burgen anlegend. Wil-
des Land, armes Land. Von Aulla
führen eine Straße und eine Neben-
strecke der Eisenbahn in die benach-
barte Garfagnana und von dort weiter
bis Lucca . Die Toscana einmal ganz an-
ders, aber auch lohnend.
Burgen & Schlösser
Das kleine Flusstal im Dreiländereck
Ligurien, Toscana und Emilia-Romagna
hatte seine Blütezeit im Mittelalter, als
Päpste, Kaiser und Pilger auf dem Weg
nach Rom hier durchkamen. Niemand
zog ungesehen durch dieses Tal, we-
der Byzantiner noch Langobarden,
Goten oder Franken, Banditen oder
Pilger, hier wurde bewirtet und abkas-
 
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