Travel Reference
In-Depth Information
ständigen Höfe zwischen 1600 und 1800 von
12.000 um 90% auf 1200 sank. Der Landadel ver-
schaffte sich auf diese krumme Tour riesigen
Grundbesitz. Als rechtlose Untertanen mussten die
Bauern nun für die Herren schuften. Geknechtet
und ausgebeutet, der Tag ausgefüllt mit harter
Fron, die die Kinder dennoch nicht satt machen
konnte. Das formt. „Das Ringen in harter Arbeit mit
dem Boden und Wasser hat sie ruhig und bedächtig
gemacht, zu einem fleißigen und kraftvollen Ge-
schlecht, das lieber im Wirken als in Worten sich
äußert“, konstatiert der Historiker R. Pechel. Still
und zupackend, so scheinen sie zu sein.
Der Ruf, starke Esser und Trinker zu sein, eilt
den Mecklenburgern seit alters her bis heute vo-
raus. Wohl nicht ganz zu Unrecht. „Das Charak-
teristische an seiner Küche“, so der Kulturhistoriker
L. Fromm 1860, „ist nicht das Leckere und Zarte,
sondern das Schwere und Massenhafte.“
Ein gewisser Suckow konstatierte 1801 erstaunt:
„Dass die Menschenklasse auf dem Lande in Meck-
lenburg weit stärker arbeitet, als sie vielleicht in je-
dem anderen Staat thut, ist unleugbar. Aber eben-
so gewiss ist es auch, dass der geborne Mecklen-
burger dieser Gattung noch einmal so viele Speisen
zum Unterhalt braucht als seine Mitbrüder in ande-
ren Ländern.“ Kräftig und deftig und kalorienreich
ist sie bis heute geblieben, die Mecklenburger Kü-
che, und süß. Ein Schreiber namens Schütze be-
richtet: „So fällt es auf, dass der Mecklenburger,
und gerade der, ein passionierter Freund des Süßen,
namentlich des Zuckers ist. Daran erkennt man ei-
nen Mecklenburger, dass er viel Zucker zu Wein
und Speisen mischt.“
„'N Makelbörger Magen kann alles verdragen“,
heißt es im Lande. Und damit sind nicht nur Spei-
sen gemeint, sondern auch das zweite Hauptnah-
rungsmittel - Alkohol. Getrunken - und das ins-
besondere Schnaps - wird reichlich. Welchen Stel-
lenwert das Trinken in der Volksseele einnimmt,
wird an der Fülle von Begriffen deutlich, die diese
 
Search WWH ::




Custom Search