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Tätigkeit beschreiben. „Störken, kilken, pägeln,
bäkern, kniepen, koemen, ströpen, bülgen, biknül-
len, antuten, ünnerkröseln, inknöpen“ - nur eine
Auswahl der mundartlichen Bezeichnungen für
die allseits beliebte Kehlenspülung.
So stellte schon 1856 der Ökonom Vehse, der die
wirtschaftlichen Verhältnisse vor Ort untersuchte,
resigniert fest: „... während man sich der Industrie
noch nirgends genähert hat, es sei denn, unglückli-
cherweise in den zahlreichen Branntweinbrennerei-
en.“ Sind die Deutschen sowieso Weltklasse im
Trinken, so waren die Bürger der ehemaligen DDR
in dieser Disziplin ihren Westbrüdern klar überle-
gen. Aber die Goldmedaille beanspruchen die
Menschen Mecklenburg-Vorpommerns. Bier- oder
schnapsselige Runden kann man zu jeder Tages-
zeit in den Kneipen antreffen. „Weshalb man ihn
denn häufig in größeren Gesellschaften antrifft, Bier
und Korn vor sich, und schwimmenden Auges und
schwerer Zunge Autobiographisches mitteilend,
wobei er mit gewagten Details aus der Intimsphäre
nicht spart“, wie ein Kenner feststellt.
Ernst Moritz Arndt, selbst ein Vorpommer, be-
schrieb seine Landsleute milde folgendermaßen:
„Etwas träge und bequem, aber durchaus gutmütig
und gerade“ und hebt „ihre Fröhlichkeit, Tapferkeit
und Treue“ hervor. „Ein aufgerichtet, trewe, ver-
schwiegen Folk, das die Lügen und Schmeicheleien
hasset“, meint ein anderer Chronist. „Mehr guther-
zig und mehr simpel, nicht sehr fröhlich, sondern
schwermütig“. Bodenständig, gerade und uner-
schütterlich in Zuneigung wie in Abneigung, hei-
matverbunden und sesshaft, sagt man, seien sie.
Ihre Bedächtigkeit wird ihnen oft als Langsamkeit
ausgelegt. Notorische Rückständigkeit unterstellt
man ihnen, Denkfaulheit und engstirnigen Provin-
zialismus. Und so mancher „Gutsherr“ moderner
Prägung beißt sich an ihrer stillen, aber unerschüt-
terlichen Querulanz die Zähne aus. Durchaus
brauchbare Eigenschaften, die sie womöglich vor
manchem krummen Geschäftemacher und
 
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