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Sprahstuden. ten davor zu warnen, »dass der Aberglaube in Russland sehr viel
stärker verbreitet ist als in Deutshland«. Um genauer zu sein: Er ist ein bedeu-
tender Wirtshatszweig. Nah Shätzungen der Gesundheitsbehörden bieten
landesweit mehr als 100000 Wunderheiler und Magier ihre Dienste an. Sie ver-
sprehen, Ehemänner vom Fremdgehen abzuhalten, weggelaufene Frauen zurük-
zubringen, den »bösen Blik« zu heilen und Flühe gegen diejenigen zu rihten, die
sie ausgesprohen haben. Wie in anderen Ländern auh sind ot die Ärmsten der Ar-
men und die am shlimmsten Notleidenden ihre Opfer. Grigorij Grabowoj versprah
den Mütern von Beslan, ihre bei der Geiselnahme im September 2004 getöteten
Kinder zurük ins Leben zu holen. Journalisten des Boulevardblates Komsomol-
skaja Prawda enthüllten den Skandal und sorgten dafür, dass der zynishe Sharlat-
an vor Geriht gestellt wurde. Während des Prozesses prophezeite er einen GAU im
Atomkratwerk Balakowskaja, 150 Kilometer südlih von Moskau, falls er niht
freigelassen werde. Auf seiner Webseite kündigte er an, den Tod zu verbieten, sobald
er zum Präsident gewählt werde.
Im Frühjahr 2008 brahte der Abgeordnete Wladimir Medinskij den Gesetzent-
wurf Nr. 47707074-4 in die Duma, das russishe Parlament, ein. Er forderte ein Wer-
beverbot für Zauberer und Hexen, allerdings nur für die Betrüger unter ihnen.
Denn ein wirklih guter Magier brauhe keine Reklame. Ihm eile ein derart guter
Ruf voraus, »dass die Menshen bei ihm Shlange stehen«, erklärte der Politiker. Ih
verfolgte die Sitzung nur aus berulihen Gründen. Das Gesetz betrift mih niht.
Ih konsultiere keine Geisterheiler und Hexen.
Mit den Jahren allerdings ist mir der ein oder andere Brauh ans Herz gewah-
sen. In der Minute, ehe wir zu einer Reise aufbrehen, setzt sih unsere ganze Fam-
ilie für einen Moment aufs Sofa oder auf Stühle. »Posidim na doroshku«, nennen
die Russen das, sih vor dem Aufbruh noh einmal hinsetzen. Keiner sagt etwas.
Sogar Max, der Jüngste, hält still. Dann kann es losgehen. Niemandem wird ein
Unglük geshehen. Und einen ganz praktishen Nutzen hat das Innehalten auh
noh. Meiner Frau und mir fällt meistens noh etwas ein, das wir sonst vergessen
hätten. Und das ist wirklih wihtig. Sie wissen shon: Wir müssten sonst noh ein-
mal zurükkommen und in den Spiegel shauen. Und dazu habe ih nun wirklih
keine Lust.
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