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krank gewesen zu sein. Eine Statistik hält er auh parat: Seine »Walrosse« seien bis
zu aht Mal weniger von Grippe betrofen als die übrigen Moskauer. Eisshwimmer
sind dennoh eine Minderheit. Nur in der Naht zum 19. Januar verzeihnen sie
Massenzulauf. Dann feiert die orthodoxe Kirhe die Taufe Jesu. Priester weihen alle
Gewässer Russlands, und wer sih in einen See oder Fluss stürzt, ist auf einen Sh-
lag alle Sünden los, so der alte Volksglaube. »Und wenn er dabei einen Herzshlag
bekommt, fährt er shnurstraks zum Himmel auf«, sage ih meinen Freunden, die
mih Jahr für Jahr zum Mitmahen überreden wollen. Bis jetzt jedenfalls ziehe ih
es vor, möglihst wenig zu sündigen. Und wie herrlih warm und bequem ist ein
katholisher Beihtstuhl im Vergleih!
Wenn das Moskauer Weter Ihnen ganz und gar einen Strih durh die Rehnung
maht, verlagern Sie Ihre Aktivitäten einfah: Verbringen Sie einige Stunden in der
Banja, besuhen Sie einige der einzigartigen Museen, oder tauhen Sie einfah in
den Untergrund ab. Die Moskauer Metro ist die shönste der Welt und brüstet sih
mit ihren Rekorden: Die in den Neunzigerjahren eröfnete Station Siegespark, auf
Russish Park Pobedy, liegt 84 Meter unter der Oberlähe und verfügt nah oiziel-
len Angaben mit 126 Metern und 720 Stufen über die weltweit längste Rolltreppe. Es
dauert drei Minuten, bis Sie von der Oberlähe zum Bahnsteig gelangen. Wie in
einem Film gleiten die auf der Gegenspur nah oben oder unten strebenden Passa-
giere an Ihnen vorbei. Mir maht es jedes Mal aufs Neue Freude, die Moskauer zu
beobahten und in ihren Gesihtern zu lesen. Fangen Sie bloß niht an zu rennen,
wenn Sie sih dem Bahnsteig nähern und dort einer der shweren eisernen Züge ein-
fährt. Der nähste kommt bald. In der Rushhour am Morgen und Abend fährt die
Metro im Minutentakt. Auf 276 Kilometern Strekenlänge und mit 176 Stationen be-
fördert sie pro Tag bis zu zehn Millionen Menshen, rund 48 Prozent des Personen-
verkehrs der Stadt. 2,5 Milliarden Passagiere nutzen sie pro Jahr. Ihr Fuhrpark um-
fasst rund 4500 Wagons.
Die Moskauer Untergrundbahn ist heute Ausdruk einer Zweiklassengesellshat.
Die Menshen in der Metro sehen müder aus und sind shlehter angezogen. Fast
shon gilt es als anrühig, sih als Metrofahrer zu bekennen, obwohl sie das shnell-
ste Fortbewegungsmitel ist in einer Stadt, die von Nord nah Süd 42 Kilometer
misst und sih von West nah Ost über dreißig Kilometer erstrekt. Wer etwas auf
sih hält, fährt Auto. Die Reihen lassen sih mit Chaufeuren und Blauliht durh
die Stadt kutshieren, die breite Mitelshiht, die sih ein Auto leisten kann, steht
lieber im Stau. Das Auto spart den Fußweg zur Metro, im Auto kann man Musik
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