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Kindern beläheln oder Tänzer des Bolshoj heaters Jazztanz-Unterriht für Rent-
ner. Eine Sauna mit ihrer trokenen Lut und ihren niedrigen Temperaturen ist et-
was für Weiheier und Warmdusher. Die russishe Banja ist in der heorie zwis-
hen der innishen Sauna und dem türkishen Dampfbad angesiedelt. Faktish gibt
sie jedem, der sih ihr zum ersten Mal aussetzt, einen Vorgeshmak auf das Fege-
feuer.
Nun war es endlih so weit. Alexej bat zum ersten Saunagang. Der Leutnant ver-
drehte leiht die Augen, als er Bill auforderte, seine Uhr auszuziehen. »Die ist
wasserdiht«, sagte Bill. »Du verstehst später, warum du sie besser draußen lässt«,
raunzte der Leutnant. Shnell noh drükte er Bill eine Mütze in die Hand, die mih
an Tirolerhüte erinnerte, zudem ein Sitzkissen und Handshuhe - alles aus grauem
Filz. Die Hitze shlug uns entgegen wie eine Wand.
Bill setzte sih hin, sprang aber sofort entsetzt auf. Nun begrif er, wozu er das
Sitzkissen brauhte, so heiß war das Holz. Die Russen lahten, und Bill lahte mit.
Den Filzhut hate er immer noh in der Hand, alle anderen trugen ihn auf dem
Kopf. Der Filzhut, so erklärte der Leutnant meinem amerikanishen Freund, sei
dazu da, seine Haare zu shonen. Ih halte das für eine Verharmlosung. Die
Wahrheit ist: Sie brauhen den Filzhut, damit Ihre Haare niht Feuer fangen.
Der Dampf jedenfalls, den unser Banshik Alexej dadurh erzeugte, dass er
Wasser auf den Banjaofen shmiss, ließ uns die Hitze viel intensiver empinden. Bill
und ih waren uns siher, dass wir uns gerade am heißesten Ort der Erde befanden,
abgesehen vielleiht von den sibirishen Hohöfen, in denen Stahl geshmolzen wird.
Jetzt verstand Bill auh, warum eine Uhr in der Sauna zu einem Folterwerkzeug
taugt. Das Metall wäre so heiß geworden, dass es ihm die Haut verbrannt häte.
Wiktor, der Älteste, tappte auf uns zu, rot wie ein Krebs, und krähzte: »Der wahre
Genuss ist das Leiden.«
Deswegen ist auh in Russland und im russish-orthodoxen Kirhenjahr niht et-
wa Weihnahten das zentrale Ereignis, sondern Ostern. Jenseits der heologie ist für
Russen niht die Freude über die Geburt Christi das wihtigste Fest, sondern die Fei-
er von Tod und Auferstehung.
Um den Genuss noh zu verfeinern, haben sih die Russen neben dem Dampf
noh eine Steigerung des Leidens einfallen lassen. Der Leutnant forderte Bill auf,
sih zu erheben. In den Händen hielt er drei Bündel aus getroknetem Reisig mit
Birkenlaub, die sogenannten Weniki. Sie waren zuvor in heißem Wasser eingeweiht
worden und entfalteten nun ihr natürlihes Aroma. Einen Wenik drükte der Leut-
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