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Heute liegen Morgen für Morgen ein Dutzend Tageszeitungen auf meinem
Shreibtish. Die Prawda ist auf eine Miniaulage geshrumpt, die Wirtshatszei-
tungen Wedomosti und Kommersant sowie die Nesawissimaja Gaseta, die Unab-
hängige Zeitung, sind professionell gemaht und veröfentlihen immer wieder
Artikel, die Regierung und Behörden kritisieren. Als wir den damaligen Ersten
Vizepremierminister Sergej Iwanow im Spätherbst 2006 für ein Spiegel-Interview
trafen, beshwerte er sih darüber, dass er sih beinahe jeden Morgen über die
heimishe Presse ärgern müsse. Das war vermutlih keine Lüge. Iwanow war
gleihzeitig Verteidigungsminister, und die beklagenswerten Zustände in der Armee
waren ot hema der Hauptstadtpresse.
Dennoh ist es um die Medienfreiheit in Russland niht zum Besten bestellt. Die
Halbwertzeit einer unbotmäßigen Publikation beträgt ot nur wenige Tage. Dies ließ
sih am besten im April 2008 beobahten. Das Krawallblat Moskowskij Korrespond-
ent veröfentlihte auf der Titelseite eine sensationsheishende Story über eine an-
geblihe Afäre des damaligen Präsidenten Wladimir Putin mit der mehrfahen
Olympiasiegerin und Parlamentsabgeordneten Alina Kabajewa. Die Sportlerin hate
sih nah dem Ende ihrer Karriere als rhythmishe Sportgymnastin auh dadurh
einen Namen gemaht, dass sie sih nakt auf einem Shneeleopardenfell foto-
graieren ließ. Die Gerühte, Wladimir Putin habe niht nur an ihren Turnbewegun-
gen Gefallen gefunden, shwirrten seit Jahren durh die Hauptstadt. Eine ehemalige
Konkurrentin Kabajewas erzählt gerne, dass diese außer mit Putin auh mit ander-
en hohen Politikern eine Afäre gehabt habe.
Das Privat- und Sexleben des Präsidenten war selbst für die russishen
Boulevardzeitungen stets ein Tabu gewesen. Nun aber meldete der Moskauer Kor-
respondent, dass Putin sih heimlih von seiner Frau Ludmilla, einer ehemaligen
Stewardess, habe sheiden lassen und in Sankt Petersburg, der Heimatstadt des
Präsidenten, shon die Hohzeit vorbereitet werde, und zwar im prunkvollen Zaren-
shloss, in dem Putin die Führer der G-8-Nationen zum Gipfeltrefen empfangen
hate. Der Artikel ershien an einem Montag, am Freitag derselben Wohe ließ der
Eigentümer des Blates, der Magnat Alexander Lebedew, die Shließung der Zeitung
bekannt geben - »aus rein wirtshatlihen Gründen« hieß es, immerhin war das
ganze ein Verlustgeshät.
Daran glaubte in Moskau niemand. Tatsählih wird der Kreml den Oligarhen
nahdrüklih darauf hingewiesen haben, dass der Präsident niht amüsiert sei.
Sollte das niht gereiht haben, könnte die Erwähnung der beiden Städte London
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