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und Tshita bei der Entsheidung hilfreih gewesen sein. Nah London lühtete der
Oligarh und ehemalige Medienmogul Boris Beresowskij ins Exil, ein Erzfeind
Putins und ein Mann von zweifelhater Reputation. In Tshita, mehr als seh-
stausend Kilometer von Moskau entfernt und nahe der hinesishen Grenze gelegen,
sitzt der Ölbaron Mihail Chodorkowskij eine Hatstrafe wegen Steuerhinterziehung
ab. Er hate gegen Putin den Stahel gelökt und Pläne geshmiedet, sein Unterneh-
men Jukos an amerikanishe Ölmultis zu verkaufen.
Die Moskauer Presselandshat ist niht so langweilig, wie vielfah angenommen
wird. Allerdings führen die wenigen kritishen Publikationen nur ein geduldetes
Nishendasein. Sie erreihen wenige Zehntausend Leser und inden keine Anzeigen-
kunden, weil niemand den Kreml verärgern will. So auh die Nowaja Gaseta, bei
der Anna Politkowskaja arbeitete. Die Journalistin, die über Menshenrehtsverlet-
zungen in Tshetshenien und Korruption berihtete, wurde im Oktober 2006 ermor-
det. Zwar gibt es in Russland immer noh eine Reihe mutiger Enthüllungsjournal-
isten. Wer aber zu nahe an die shmutzige Wahrheit über Milliardengeshäte,
Autragsmorde, Veternwirtshat und Shmiergelder kommt, lebt gefährlih. Der
Vorsitzende des Journalistenverbandes, Wsewolod Bogdanow, hat seit dem Ende der
Sowjetunion mehr als 300 Fälle gezählt, in denen Journalisten keines natürlihen
Todes starben. Eine ershüternde Bilanz, selbst wenn man in Rehnung stellt, dass
es sih in vielen Fällen um gewöhnlihe Raubmorde, Totshlag im Zuge von
Shlägereien oder persönlihe Dramen handelt. Immer wieder werden Journalisten
umgebraht, weil sie unbequem geworden sind. Allein in der Wolgastadt Togliati,
die für ihre Clankämpfe um die Vorherrshat über die Autoindustrie bekannt ist,
starben in den vergangenen Jahren sehs Journalisten, die über Wirtshatskrimin-
alität berihtet haten, eines gewaltsamen Todes.
Der shleihende Tod der Pressefreiheit sheint nur wenige wirklih zu stören.
Eine unabhängige Presse halten die meisten Russen laut Umfragen für verzihtbar.
So erklärt sih auh, dass die Zahl der Demonstranten, die sih über den Mord an
Politkowskaja empörten, in Helsinki oder Paris höher war als in Moskau.
Das Fernsehen ist inzwishen fest in staatliher Hand. Eine Untersuhung des
»Zentrums für Journalismus in Extremsituationen« ergab, dass 91 Prozent der Na-
hrihten im Fernsehen dem Präsidenten, der Regierung und der Präsidentenpartei
gewidmet sind. Der ehemalige russishe Außenminister Andrej Kosyrew witzelt
darüber, dass er sih jedes Mal dreißig Jahre jünger fühle, wenn er die Glotze an-
shalte - so sehr erinnern ihn die Sender inzwishen an das Sowjetfernsehen in den
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