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zuführte. Unter den ersten Siedlern waren orientalishe Kauleute und Handwerker.
Der Name kommt vom arabishen »rabat«, das übersetzt Vorstadt bedeutet. Im 19.
Jahrhundert siedelte hier der mitlere Adel, später dann Kauleute, die prahtvolle
Stadtpalais errihteten und damit ihren Reihtum demonstrierten. Rund um den al-
ten Arbat, der seit den Ahtzigerjahren eine Fußgängerzone ist, wohnten die
Dihter Pushkin, Lermontow, Gogol, Turgenjew, Swetaewa und Bulgakow. Im blau-
weißen Palais Chitrowo aus dem 17. Jahrhundert verbrahte Alexander Pushkin
(1799-1837) und die Moskauer Shönheit Natalja Gontsharowa die ersten Monate
nah ihrer Hohzeit, ehe sie nah Petersburg umzogen. Im Haus Nr. 51 wohnte der
Shritsteller Anatolij Rybakow (1911-1998), dessen Roman »Die Kinder des Arbat«
mit dem Stalinismus abrehnet.
In einer Seitengasse, der Kriwoarbatskij Pereulok, liegt, eingekeilt zwishen
grauen Wohnhäusern, eine Perle der russishen Arhitektur, das Atelierhaus des
Avantgardebaumeisters und Malers Konstantin Melnikow (1890-1974), das er Ende
der Zwanzigerjahre in der idealistish-experimentellen Phase des Kommunismus für
sih und seine Familie errihten ließ. Um den weißen Doppelzylinder mit sehseki-
gen, Honigwaben ähnlihen Fenstern ist ein Streit zwishen den Erben entbrannt.
Das Haus verfällt zusehends. Manhe fürhten, dass es irgendwann sogar der
Abrissbirne zum Opfer fallen könnte. Die Grundstükspreise sind immens, und ein
höheres Wohngebäude in dieser Lage wäre eine wahre Goldgrube.
Shon sind in Moskau mehr als 400 historishe Gebäude niedergerissen worden,
darunter auh die alte Residenz des Patriarhen, des religiösen Oberhauptes der or-
thodoxen Kirhe. Dort steht jetzt ein modernes Businesscenter. Einige der Häuser
wurden originalgetreu wieder aufgebaut oder durh eine moderne Kopie ersetzt, so
zum Beispiel ein mehr als 250 Jahre altes Holzhaus, das durh eine Betonreplik er-
setzt wurde. Wihtiger als der Erhalt der Kulturdenkmäler ist vielen der shnelle
Rubel. Der Arhitekt Gennadij Cholmaskij ärgert sih: »Wenn Bürgermeister Lush-
kow könnte, würde er noh unter der Basilius-Kathedrale Parkplätze bauen.«
Vermutlih wird der Kapitalismus das Gesiht der Stadt stärker verändern, als
der Kommunismus es tat. Dass Arhitektur einen hohen Symbolwert hat, wissen die
Vertreter beider Ideologien. Nirgendwo ist das sihtbarer als unweit des Ufers der
Moskwa, fünfzehn Gehminuten vom Arbat. Stalin ließ die Christus-Erlöser-Kathed-
rale in den Dreißigerjahren sprengen. Den gewaltigen Sakralbau, den Sie sehen,
haben Boris Jelzin und Jurij Lushkow errihten lassen, eine Kopie des Originals.
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