Travel Reference
In-Depth Information
gen Überseehandel begründet. Große Ge-
winne erzielten die Reeder mit Rohrzucker,
Kolonialwaren und, wenig rühmlich, dem
Sklavenhandel.
Der Reichtum der Stadt, die Ende des 18.
Jahrhunderts mit stolzen 2500 Schiffen zum
wichtigsten Hafen Frankreichs avancierte,
zeigte sich deutlich in den Prunkbauten der
Reeder am Ufer der Loire, von denen heute
leider nicht mehr allzuviel zu sehen ist.
Ein weiteres wichtiges und zugleich drama-
tisches Datum ist der Juni 1793. Viele Kö-
nigstreue flüchteten während der Revolution
nach Nantes, einem Zentrum der aufständi-
schen Association Bretonne , die auch unter
dem Namen Chouans bekannt waren. Zahl-
lose politische Gefangene überfüllten nun
1793 die Gefängnisse Nantes', die Lage spitz-
te sich immer mehr zu, bis Jean-Baptiste Car-
rier vom Nationalkonvent beauftragt wurde,
eine große „Reinigung“ durchzuführen. Er er-
sann eine denkbar einfache Lösung. Die Ge-
fangenen wurden auf Boote verladen und mit
ihnen in der Loire bei Chantenay versenkt.
Diese Greueltat war aber wohl dem Natio-
nalkonvent zu brutal. Es verurteilte auch Car-
rier zum Tode.
Mit der Revolution änderte sich einiges für
die Stadt. Der Sklavenhandel wurde geäch-
tet, Rohrzucker von den Antillen wich loka-
lem Rübenzucker. Findige Geschäftsleute
entdeckten den Lebensmittelsektor und die
Metallverarbeitung als Wirtschaftszweige.
Mit der fortschreitenden Industrialisierung
stieg der Bedarf an Hafenkapazität. St-Nazai-
re wurde 1856 zum Vorhafen ausgebaut. Im-
mer größere Schiffe bedeuteten immer
größeren Tiefgang, sodass die Stadt sich ge-
zwungen sah, die Mündung der Loire auf ei-
ne Wassertiefe von über 8 m auszubaggern.
1911 war es dann soweit, die Schiffe hatten
je nach Wasserstand bis zu 8,25 m Wasser
unter dem Kiel.
Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt stark
durch Luftangriffe beschädigt. Restaurie-
rungsarbeiten nahmen dann später vielen
Vierteln leider den typischen Charme durch
die Vermischung von Bauten aus dem
18. Jahrhundert und modernen Neubauten.
Wenn Nantes heute vielfach als „blühende
Stadt“ bezeichnet wird, so umschreibt dieser
Begriff euphemistisch ein praktisch ständiges
Chaos aus ober- und unterirdischem Bau-
boom, mehrspurigen Straßen und nicht en-
den wollendem Verkehrsgewühl. Für viele
Besucher wird der erste Eindruck Nantes' so
oft negativ geprägt, zumal nicht unerhebli-
che Probleme bei der Parkplatzsuche auftre-
ten. Und doch hat die Stadt einiges zu bieten,
sodass sowohl Tagesausflüge als auch mehr-
tägige Aufenthalte lohnend erscheinen.
3
Sehenswertes
Die prekäre Parkplatzsituation der
Stadt lässt es ratsam erscheinen, die
Stadt zu Fuß zu erkunden. Dies wird
dadurch erleichtert, dass nahezu alle
interessanten Punkte der Stadt in Geh-
entfernung voneinander liegen.
Das Herzogsschloss
Das Herzogsschloss ist sicherlich
der erste Anlaufpunkt für Besucher.
Nahe der Hauptstraße Cours John F.
Kennedy, mit einem großen Parkplatz
an der Rückseite (Place de la Duches-
se Anne), überragen die gewaltigen
Mauern und Wehrtürme die umlie-
genden Stadtviertel. Vom Place Marc-
Elder aus gelangt man über eine
Brücke, ehemals eine Zugbrücke,
durch die Räume des Grand Gouver-
nement zum Schlosshof. Ursprünglich
wurden die Gräben um die Burg he-
rum vom Wasser der Loire gespeist,
durch die Veränderungen des Fluss-
bettes fielen sie jedoch trocken und
mussten dann künstlich bewässert
werden.
Der Baubeginn des Schlosses von
François II. datiert auf das Jahr 1466.
Seine Tochter, Anne de Bretagne , voll-
 
Search WWH ::




Custom Search